论海涅游记《从慕尼黑到热那亚》中异者的构建与反思

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KonstruktionundReflexiondesFremdeninHeinesReiseberichtReisevonMünchennachGenuaMagisterarbeitzurErlangungdesGradeseinesMagistersimFachbereichGermanistikderSichuanFremdsprachenhochschuleChongqing,VRChinaVorgelegtvonYang,YingausYunnan,VRChinaBetreutvonProf.Dr.FengYalinChongqing,April2015 论海涅游记《从慕尼黑到热那亚》中异者的构建与反思摘要:海涅写于1828年的游记《从慕尼黑到热那亚》记录了作者初到意大利时的所见及所思。与以往德国作家的意大利游记不同,这篇游记除了有海涅路途中所观赏到的自然风光和历史遗迹,还有当地居民的外貌描绘以及生活图景;除了浪漫主义的诗意和抒情,还有海涅一贯的嘲讽和愤怒的谴责;除了平实的记叙和描述的文字,也还有反思性的对话以及评论的段落。本文根据跨文化诠释学的理论,研究和分析了该游记中异国形象和文化的感知、描述以及构建和反思,首先梳理了文本的结构及作者的兴趣和关注点,然后探究了异国形象的构建方式和描述技巧。如:意大利人的类型化、漫画式的展现意大利人的生活以及“死亡的玛利亚”作为自我的映射。这些构建方式和描述技巧使读者通过异国文化与自身文化的距离获得审视他者与自我的机会。本文的最后讨论了作者的文化反思。通过故土以及梦的隐喻,作者间接宣泄了自己的情感,从而为下文阐述作者对于自我文化改变与发展的主张做出铺垫。分析显示:作为当时进步的知识分子,海涅其实已经十分地了解意大利文化和德国文化,并拥有着本我文化意识和文化互动的意识。他在游记中所构建的异国形象一方面是自我投射到他者之上产物,与褒赞法国文化的创作目的不无关系;另一方面,通过审视他者,海涅极力主张对自我文化进行反思和审视。可以看出,海涅根据自己的文化价值评判标准,认为法国文化应该受到推崇,并能为意大利文化和德国文化的发展提供范式。关键词:游记;文化构建;文化反思;他者与自我;审视i KonstruktionundReflexiondesFremdeninHeinesReiseberichtReisevonMünchennachGenuaAbstractHeinesReisevonMünchennachGenuaentstandwährendseinerReiseimAugust1828.DieBeschreibungderReisemachtdeutlich,dassderAutoreinerseitsdenBlickwinkelwegvomerlebenden,reisendenIchverschiebt,hinzumIchmitBlickaufdasLebendesitalienischenVolkesundaufdieKultur.AndererseitsgibtderAutorauchvieleKommentareundReflexionendarüber.IndervorliegendenArbeitwerdendieIntentionenundInteressendesAutors,dieKonstruktionderfremdenitalienischenKultur,dieWahrnehmungsweiseundDarstellungsweisedesFremdbildessowiedieFunktionendesFremdenuntersuchtundanalysiert.AlstheoretischeGrundlagehabeIchdieAnsatzpunktevonderinterkulturellenHermeneutikherangezogen.DieUntersuchunggiltalserstensderStrukturdesReiseberichtsunddieSchreibintentionendesAutors,umdannzudemFokussierenderDarstellungstechnikenundKonstruktionsweisendesFremdenimTextzuübergehen,wiez.B.derTypisierungderItaliener,derkarikaturartigenDarstellungendesAlltagslebens,desMotivs„toteMaria“alsAnspielungaufdieSchmerzendesAutorsselbst.DasZieldieserDarstellungstechnikenliegendarin,fürdieLesendeneineDistanzzwischendemFremdenunddemEigenenzuschaffen,sodasssiebeimNachdenkenüberdiefremdeKulturauchtieferüberdieeigeneKulturreflektierenkönnen.AnschließendwerdendieReflexionenendesAutorsimTextuntersucht.DurchdieMetaphernderSehnsüchtenachdemHeimatlandsowiedieReflexionenunddieträumerischenSzenenalsausdeutendeMetaphorisierungenlegtderAutorseineInnerlichkeitoffenundbereitetbeimLesereinenemotionalenii Resonanzboden.HeineprojiziertinseisemReiseberichtdieeigenenInteressenundIntentionenaufdasFremdeundzeigtindirektdurchdieBetrachtungdesFremdendieProblemeDeutschlands.Wasererfordert,istdieSelbstbetrachtungsowiedieSelbstkonstruktionderdeutschenKultur.Schlüsselwörter:Reisebericht;Konstruktion;Reflexion;Fremde;Eigene;Selbstbetrachtung;Selbstkonstruktioniii DanksagungIchmöchtemichbeiallenPersonenbedanken,diezumGelingendieserArbeitbeigetragenhaben.BesondershervorhebendmöchteichmichbeimeinerBetreuerinProf.Dr.FengYalinbedanken,fürihreUnterstützung,ihrewertvollenHinweise,hilfreichenAnregungenundkonstruktiveKritikbeiderBearbeitungdesThemas.IhreHilfsbereitschaftundGeduldunterstützenmichstetsbeiderErstellungderArbeit.EinbesondersgroßesDankschönauchanHerrPatrickMüller,dermirbeidemKorrekturlesenmeinerArbeitsehrvielgeholfenhat.ZudankenhabeichauchmeinerFreundinnenLiHuiting,LuoYuluundLuYang,diemirbeidemVerfassendieserArbeitmitihrerkritischenLektüredererstenVersionenundvielennützlichenRatschlägensehrgeholfenhaben,umdieseArbeitfertigzustellen.NichtzuletztmöchteichmichbeimeinenElternbedanken,derenfortwährendeUnterstützungimMagisterstudiummirgeradeinderPhasederAbschlussprüfungeneinewichtigeHilfeundeinständigerAnspornwar,umdiesearbeitsintensiveundauchschwierigeZeitdesWechselsvonderUniversitätinsBerufslebennichtnuralseineReihevonPrüfungen,sondernauchalseinebereichernderErfahrungzuerleben.1 2 3 1.EinleitungDasLandItalien,alsWiegedereuropäischenZivilisation,ziehtseitdem17.JahrhundertimmerwiederdeutscheDichter,KünstlersowieDenkeran.HeinereihtesichoffensichtlichauchindieseTraditionein,alserimJahre1828nachItalienreiste.AberermachtenichtmehrwieGoetheeineklassizistischeBildungsreiseoderwiedieRomantikereineschwärmerisch-christlicheReise,sondernerstelltedieaktuellenpolitischenVerhältnisseItaliensbeiderReiseindenVordergrund.1HeinesReisevonMünchennachGenuaentstandwährendseinerReiseimAugust1828.DaringibterchronologischdieOrte,andenenersichaufgehaltenhat,an:vonMünchenüberInnsbruck,Brixen,Trient,Ala,Verona,Brescia,MailandgehterbisnachGenua.DieBeschreibungderReisemachtdeutlich,dassderAutoreinerseitsdenBlickwinkeldeserzählendenIchsverschiebt,d.h.wegvomerlebenden,reisendenIch,hinzumIchmitBlickaufItalienselbst.AndererseitsverbindeterauchdasFiktionalemitdemNicht-Fiktionalen,dieReflexionenmitTräumenundPersönlichesmitÖffentlichem.WährenddererstmaligenAnkunftinItalienreagiertHeinenichtnuraufdiekulturelleFremdheit,sondernerprojiziertauchdieeigenenInteressenundIntentionenaufdieFremdheit.WeilderDichterwährendder„SentimentalenReise“2diepolitischenProblemeseinesHeimatlandesimmermitsichbringtundaufdasFremdeprojiziert,tretendaherdieProbleme,nämlichdieZersplitterungNorditaliens,hervor.ÜberHeinesReiseprosagibtesschonvieleForschungsergebnisse.InSikanderSinghsArbeitSpiegelbilder.ZurNeukommentierungderReisebilder1824bis1828gehtesumdieSchilderungdesFremden,wobeiunterdemFremdenindirekte,zumeistzeit-undkulturkritischeKommentarezudenVerhältnisseninderHeimatzuverstehensind.NachseinerMeinunghatHeinetradierteKonventionenderGattungdurchbrochenundstattdesseneigeneästhetischeMaßstäbeentwickelt.3WährendPhilipKochsichin1Vgl.Höhn,Gerhard:Heine-Handbuch,Zeit,Person,Werk.Stuttgart/Weimar:J.B.Metzler2004,S.231.2Höhn,Gerhard:Heine-Handbuch,Zeit,Person,Werk.Stuttgart/Weimar:J.B.Metzler2004,S.229.3Singh,Sikander:Spiegelbilder.ZurNeukommentierungderReisebilder1824bis1828.In:Kruse,JosephA.(Hrsg.):Heine-Jahrbuch.Düsseldorf:Triltsch1979,S.134.4 DasNapoleon-BildinHeinrichHeinesReisebildermitdemNapoleon-BildinHeinrichHeinesReisebildernbefasst,untersuchtOndrejDusekinseinerArbeitSozialenFrageninHeinesEnglischenFragmentendenVergleichdreierKulturen,nämlichderenglischen,französischenunddeutschenKultur.InHorstHöhnesBuchDieStadtderRomantiker:ParadoxieneinerHassliebewirdunteranderemdieStadtkulturinHeinesProsawerkuntersucht.InRuthFloracksMonographieBekannteFremde:zuHerkunftundFunktionnationalerStereotypeinderLiteraturgehtesdanndarum,wiedienationalenStereotypealsTopoiinderLiteraturvortreten.DarinwerdenTopoidesFranzosenunddesDeutscheninHeinrichHeinesTheater-Briefen,„geboreneComödianten“und„ehrlicheLeute“,analysiert4.WulfWülfinuntersuchtwiederuminseinerAbhandlungReiseberichteimVormärzDieParadigmenHeinrichHeineundIdaHahn-HahnHeinesReiseberichtedurchdaspolitische-literarischeProjekt,dasderSchriftstellerverfolgen,alseinenTyp5.DergeschichtlicheHintergrundvonHeinesZeitwirddabeiberücksichtigt.Esistoffensichtlich,dassdasProblemvonKulturinHeinesReiseberichtenvoneinerhervorragendenBedeutungist.IchversuchedaherinmeinerMagisterarbeit,ausderPerspektivederinterkulturellenHermeneutikdenReiseberichtReisevonMünchennachGenuazuuntersuchen.EsgiltinmeinerArbeitzuerstzuklären,wieHeineinItaliendiefremdeKulturwahrnimmtundkonstruiert,wiedieWahrnehmungsweiseundDarstellungsweisemitdenIntentionenundInteressendesAutorszusammenhängen,wasdieFunktionendesFremdensindsowieobesdieMöglichkeitgibt,dassHeinesWahrnehmungsweiseindiesemReiseberichtmitderIdentitätdesAutorszutunhat.DievorliegendeArbeitgliedertsichinfünfTeile.ImtheoretischenTeilwirdzuerstderBegriff„dasFremde“definiert.DannwerdendieEntstehungundEntwicklungdesFremdenalsdasObjektinterkulturellerWahrnehmunginderliterarischenGattungReiseberichtkurzerklärt.DieZusammenhängederGestaltungsintentionenund4Vlg.Florack,Ruth:BekannteFremde:zuHerkunftundFunktionnationalerStereotypeinderLiteratur.Berlin:WalterdeGruyter2007,S.5.5Vlg.Wülfin,Wulf:ReiseberichteimVormärzDieParadigmenHeinrichHeineundIdaHahn-Hahn.In:Brenner,PeterJ.(Hrsg.):DerReisebericht.DieEntwicklungeinerGattunginderdeutschenLiteratur,Frankfurta.M.:SuhrkampTaschenbuch1989,S.333-350.5 InteressendesAutorsbezüglichdesReiseberichtsmitderWahnehmungundDarstellungdesFremdenwerdenaucherläutert.DieAuseinandersetzung,vomeigenenStandpunktaus,mitdemFremdenistinderFremdenforschungimmervongroßerBedeutung,dieserkenntschonJeanPaul.NachseinerAnsichtistdasmenschlicheBewusstseinandieErfahrungdesFremdengebunden,daseineReflexiondereigenenSituationzurFolgehat:„DasBewusstseinisteinSeiendes,demesinseinemSeinumdiesesselbstgeht,soferndiesesSeineinSeininsicheinbezieht,daseinanderesalsesselbstist.“6IchmöchtedieAnsatzpunktederinterkulturellenHermeneutikalsdietheoretischeGrundlagefürdieAnalysedesTextsheranziehen.FolglichwerdendieAnsatzpunktederHermeneutikdesFremdenernächstkurzskizziert.DievierwichtigenundgrundlegendenEinsichten,vondenenausgehendichHeinesReiseberichtReisevonMünchennachGenuauntersuche,werdenebenfallsindiesemTeilvorgestellt.ImdrittenTeilmeinerArbeitwerdenzuerstdiedreiwichtigenElementederGattungReisebericht,nämlichdieGestaltungsintention,dieWahrnehmungunddieDarstellung,skizziert.DannkonzentriertsichdieserTeilhauptsächlichaufdieAnalysevonHeinesGestaltungsintentionendesFremdeninseinemReiseberichtReisevonMünchennachGenua.Esistzuerfahren,dassdieWahrnehmungsweisedieDarstellungstechnikendesAutorsbeeinflussthat.DieDarstellungstechnikenundKonstruktionsweisedesFremdenwerdenimviertenTeilanalysiert,wobeijeweilsdieTypisierungderItaliener,karikaturartigeDarstellungendesAlltagslebensunddasMotiv„toteMaria“fokussiertwerden.DieTypisierungderItalieneristimTextsehrauffallend,dasbetirfftsowohldasAussehenunddieVerhaltensweisealsauchdieDenkweisederItaliener.Bemerkenswertistauch,dassdasAlltagslebenderItaliener6Jean-PaulSartre:DasSeinunddasNichts.VersucheinerphänomenologischenOntologie.Hamburg:Rowohlt,1952,S.44.6 vonHeinewieeinGemäldeoderoftwieeineKarikaturdargestelltwird.DieitalienischenMädchenwirkenwieVerkörperungenihresVaterlandes.DasMotiv„toteGeliebte“,dasimTextMariaheißt,tauchtaufDauerwährendHeinesReisedurchItalienauf,womitsichdieHeine-Forschungschonvielfachbeschäftigthat.MandarfindenSzenenundderverrätseltenFigurMariaeinenVerweisaufdeutscheVerhältnissesehen.7DieseaufdasEigeneverweisendenSzenenundMotivegrundierenHeinesReisebilderpermanent.InVerbindungmitderKonstruktiondesFremdenwirddieFunktiondesMotivsanalysiert.HeinesSchreibintentionendiesesReiseberichtszufolgemussmanauchFokusaufseineReflexionenüberdasFremdeunddasEigenelegen.DieDingeinderNaturimReisebericht,wiez.B.dieBerge,dieWolkenunddieBlumen,bildennichtnurdienatürchlicheUmwelt,sondernhabenauchinderjeweiligenSzeneeigeneBedeutungen.DaherwerdenimviertenTeilmeinerArbeitdieMetaphernvonReflexionenausfürlichuntersucht.DieSchilderungvonträumerischenSzenen,diesichauchaufdieReflexionenbeziehen,habenebenfallsihrewichtigeBedeutung,daherlohntsich,sichanschließendmitdenträumerischenSzenenindemReiseberichtzubeschäftigen.InderForschungdesFremdenwurdendieFunktionendesFremdenindemReiseberichtvielmalsanalysiert.EinBeispielwäreWernerNellsBuchReflexionenundKonstruktionendesFremdenindereuropäischenLiteratur,wobeiesallerdingsumGoethegeht.Dortheißtes:GoethesErfahrungeninItalienkönnenalsMediumderSelbstbildungbetrachtetwerden.DasEigeneunddasFremdebeiGoethebefindensichineinemwechselseitigenProduktionsverhältnis.GoethesBlickwirdvonseinemästhetischenVorwissenbestimmt.DasFremdedientfürdieFormgebungder7Vlg.Kortländer,Bernd:HeinrichHeine.Stuttgart:PhilippReclamjun.2003,S.176.7 SelbstserfahrungundfürdieBildungeinesKünstlers.8DieAuseinandersetzungmitderFunktiondesFremdenverbindetsichmitderSchreibintentiondesVerfasserseinesReiseberichtsunddeutetauchdieReflexiondesVerfassersüberseineigenesFremderlebenan.DeswegenbeschäftigeichmichanschließendinmeinerArbeitmitdieserThematik.UmdieFunktiondesFremdenzuuntersuchen,zieheichOrtfriedSchäfftersvierModiheran.Dievier„ModidesFremderlebens“,diealsgrundlegendeWeisendesUmgangsmitdemFremdenverstandenwerden,erschließendieBeziehungenzwischendemFremdenunddemEigenen.DurchOrtfriedSchäfftersvierModikannmanauchdieBeziehungenzwischendemFremdenunddemEigeneninHeinesTextdeutlichermachen.HeinebetrachtetdasFremdewederalsMediumderWelterfahrungundÜberwindungsubjektiverBeschränkungnochalsMediumderSelbstkonstitution,sondernalseineArtErgänzung.Erverbindetz.B.dieEntwicklungDeutschlandsmitderItaliensundsagt,dassalleVölkerinderZukunftnachFreiheitundFriedenstrebenmüssen.DieserReiseberichtwirdsomitzuMedium,indemerzweiKulturenvergleicht,dieVerbindungenzweierLänderherausfindetundseinepolitischeAuffassungsowieseineigeneseuropäischesKonzeptzumAusdruckbringt.InderTheoriederinterkulturellenHermeneutikbildetdieLiteratureinMediumvirtuellerSubjektkonstruktionfürSchreibende,Lesende,WahrnehmendeundReflektierende.DasSelbstverständnisentwickeltsichimZusammenhangmitderAufnahmevonNachrichtenundBeschreibungenausfremderWelt.AlsMediumdeskulturellenVergleichskannderReiseberichtauchIdentitätstiften.BeaknntlichgabesvieleDebattenumHeinesIdentität,seineStandpunkte,seineHerkunft,seinenReligionsglaubenusw.sowievieleöffentlicheAuseinandersetzungenmitdemDichter8Vgl.Nell,Werner:ReflexionenundKonstruktionendesFremdenindereuropäischenLiteratur.Mainz:MichealItschertGardez2001,S.173.8 selbst.Deshalbistesinteressant,daskulturelleFremdemitHeinesIdentitätinVerbindungzusetzen.IchwerdedaherimletztenTeilmeinerArbeitHeinesErfahrungmitdemFremdenimZusammenhangmitdemIdentitätsproblemdesAutorszubetrachten.9 2.TheoretischeGrundlagen2.1DasGenreReiseberichtundHeinesReiseberichteDerverwendeteBegriff„Reisebericht“hatvieleSynonyme:„Reisebeschreibung“,„Reiseroman“,„Reiseliteratur“usw.AlsReiseberichtoderReisebeschreibungbezeichnetmandie(literarische)DarstellungderBeobachtungenundErlebnisseeinesReisenden.SolcheBeschreibungenvariierensehrinInhaltundWert,jenachZweckderjeweiligenReise.DerBegriff„Reiseliteratur“bzw.„Reisebericht“wirdinderForschungalsOberbegriff9,fürDarstellungen„tatsächlicheroderfiktionalerReisen“10eingeführt.GerovonWilpertverstehtunterReiseliteratur„dasgesamtedemStoffnachvontatsächl[ichen]oderfiktivenReisenberichtendeSchrifttum“.11AusGründenderEindeutigkeitbenutzeichnurdenBegriff„Reisebericht“.DieFrage,obderReiseberichtalsseriöseliterarischeGattungakzeptiertwerdenkönne,wirdbisindieGegenwartkontroversdiskutiert.12InmanchenReiseberichtenwerdenlandeskundlicheErkenntnissevermitteltundinanderenfindetmanphilosophischeÜberlegungen.EinigeReiseberichtesindzumindeststreckenweisealsreligionenspolitischeTraktatezulesenundinvielenTextenfindetmanReflexionendesVerfassersüberseinenErkenntnis-undSchreibprozess.13ManführtdieGeschichtedesReiseberichtsaufdieAntikeundaufdasMittelalterzurück.DiechristlicheAntikez.B.verzeitlichtundradikalisiertdenreligiösgefaßtenGegensatzvon„Christen“und„Heiden“unterderPerspektivederpotentiellenVereinnahmungdeseinenPols14.ImMittelaltersinddieReisebeschreibungeninersterLiniefürdenHändlerundPilgerkonzipierteHandbücher,diedieeigenenErfahrungendesReisendenseltenenthalten.15Im16.sowie17.JahrhundertnimmtdieDetailliertheitderBeschreibungenindenReiseberichtenzu.Im18.Jahrhundert,9Art.Reisebericht.In:Moritz,Brunner(Hg.):LiteraturwissenschaftlichesLexikon:GrundbegriffederGermanistik,Berlin:Schmidt,2006.S.324.10Ebenda.11VonWilpert,Gero:SachwörterbuchderLiteratur.Stuttgart:verb.underweit.Auflage,2001.S.723.12Vlg.Brenner,PeterJ.:„Einleitung“,in:Ders.(Hrsg.):DerReisebericht.DieEntwicklungeinerGattunginderdeutschenLiteratur,Frankfurta.M.:SuhrkampTaschenbuch1989,S.7-13.13Hupfeld,Tanja:ZurWahrnehmungundDarstellungdesFremdeninausgewältenfranzösischenReiseberichtendes16.bis18.Jahrhunderts,Göttingen:Universitätsverlag2007,S.21.14Vlg.Koselleck,Reinhart:Zurhistorisch-politischenSemantikasymmetrischerGegenbegriffe,in:ders.VergangeneZukunft.ZurSemantikgeschichtlicherZeiten,Frankfurta.M.:Suhrkamp1979,S.211-259.14Hupfeld,Tanja,a.a.O..15Hupfeld,Tanja,a.a.O..10 derEpochederAufklärung,sinddieWahrnehmungs-undDarstellungsformenvoneinerVielzahlindividuellerundgesellschaftlicherFaktorenabhängig.GleichzeitigistdieFormderFremderfahrungeingelasseningroßflächigehistorischeProzesse.DieEntwicklungdesReisensunddesReiseberichtsstehtseitdemBeginnderneuzeitlichenPhilosophieineinerlockeren,aberoffenkundigenBeziehungzurHerausbildungderErkenntnistheorie16.NachPeterJ.BrennerwerdendieWahrnehmungsformenim18JahrhundertimFolgendenzusammengefasst:dieFormderwissenschaftlichenModernisierungunddieFormderästhetischenodersentimentalenPartikularisierung17.SehrerwähnenswertisthierdieFormdersentimentalenPartikularisierung.WährenddieNeuzeitdenBlickdesReisendengeradedurchMethodisierungdisziplinierenwollte,trittjetztundinderFolgezeitdieindividuelleSichtweisestärkerindenVordergrund-besondersindervonLawrenceSternebegründetenTraditiondersentimentaljourney,diedemPrinzipderaufGefühlsgegenständebeschränktenWahrnehmungfolgt18.DasbedeuteteineneuerlichePartikularisierungderWirklichkeitimReisebericht,diemanalsEmanzipationsbewegungverstehenkann.HeinesReiseberichtReisevonMünchennachGenuaverfolgtauchdasModellvonSterne.DieArbeitanderReisevonMünchennachGenuabeginntimUnterschiedzurEntstehungfrühererReisebilderimAugust1828.VonFlorenzausberichtetHeineam1.Oktober1828demmitihmgutbekanntenEduardvonSchenknachMünchen,erhabeschonnachdemVorbildSternes,undmitpolitischerMäßigung,„zurHälfteeinBuchgeschrieben,eineArtsentimentalerReise“.19DerInhaltdesTextsisteineSerievoneinfachenEindrücken.ManchedieserEindrückehängenmitderReisezusammen,16Brenner,PeterJ.:„Einleitung“,in:Ders.(Hrsg.):DerReisebericht.DieEntwicklungeinerGattunginderdeutschenLiteratur,Frankfurta.M.:SuhrkampTaschenbuch1989,S.28.17Brenner,PeterJ.,a.a.O.S.38.18Brenner,PeterJ.,a.a.O.S.35.19Höhn,Gerhard:Heine-Handbuch,Zeit,Person,Werk.Stuttgart/Weimar:VerlagJ.B.Metzler2004,S.229.11 dieanderenweichenabervondemThemaab.20AuseinersubjektivenPerspektivebetrachtetderErzählerindiesemTextdasLandItalien.EinesolchePerspektiveistauchinderseitderAufklärungakzentuiertensubjektivenTendenzderGattungangelegt.Esistzudemerwähnenswert,dassderReiseberichtmitHeinrichHeineeinenHöhepunktim19.Jahrhundertfindet.HeinesReisebilder-SammlungerschieninvierTeilenzwischen1826und1831.BandI(1826)enthieltDieHeimkehr,DieHarzreiseundDieNordsee,1.und2.Abteilung;BandII(1827)DieNordsee,3.Abteilung;Ideen.DasBuchLeGrandundNeuerFrühling;BandIII(1830)Italien1828.I.ReisevonMünchennachGenua,II.DieBädervonLuccaundBandIV(1831)Italien1828.III.DieStadtLucca.-EnglischeFragmente.DerwohlbedeutendsteReiseberichtdieserSammlungistDieHarzreise(1826),dienachHeinesWanderungdurchdenHarzimSommer1824entstandund1826veröffentlichtwurde.AllediesenReiseberichtebesitzeneinepolitischaufklärendeFunktion.AberderTextReisevonMünchennachGenuaenthältnichtnurpolitischeundpoetischeKommentarewieHeinesandereReiseberichte,sondernpräsentiertauchdasganzeFremderlebendesDichters.EbensofindensichvieledirekteundindirekteVergleichesowieBewertungenvonKulturen.2.2DefinitiondesFremdenDerzentraleBegrifffürdievrliegendeArbeit,„dasFremde“,beziehtsichnichtnuraufdas,wasunbekanntodernochnichterkanntist.IndemvonChristophWulfherausgegebenenBuchVomMenschen-Handbuch.HistorischeAnthropologiewird20Koppen,Erwin:ItalienImageinHeine.In:Zhang,Yushu(Hrsg.):DieHeineForschung,DasinternationaleHeineforschung-Symposium.Beijing:Beijing-UniversitätVerlag1988.S.194.(Übersetztvonmir).12 erklärt:Das„Fremde“hängtvonderSituationsdefinitionundderOrganisationeinerWeltvermittelsderjeweiligensymbolischenOrdnungab,diedasVerständniszwischenDingenundWörtern,InnenundAußen,TraumundWirklichkeitreguliertundjenachRaum,ZeitundKulturordnungdifferiert.21Dasheißt,das„Fremde“istkeineEigenschaft,dieeinObjektfüreinbetrachtendesSubjekthat,sondern„sieisteinVerhältnis,indemeinSubjektzudemGegenstandseinerErfahrungundErkenntnissteht“.22DasEigeneunddasFremdesindeinbegrifflichesKontrastpaar,unddieInterpretation„fremd“gehtauseinemdialektischenVerhältnisvonFremdemundEigenemhervor.EinIndiviuum,eineGruppesowieeineKulturentwickeltsichnurvermittelsihrerKontaktezuanderen,sodassmansagenkann,dasssolcheBeziehungenzwischendemEigenenunddemFremdenfürJedenundjedeKulturkonstitutivsind.23BeieinerReisekonfrontiertmansichdirektmitdemFremden.DasGenreReisebericht,dasliterarischdenLesendeneineReisezeigt,kannselbstverständlichdasThema„Fremde“nichtausblenden.DerAutoreinesReiseberichtsbedientsichbestimmterDarstellungsweisenundWahrnehmungsweisen,dieerdieFigureninseinemReiseberichtauferlegt,umeinBilddesfremdenLandesfürdieLesendenzuentwerfen.DiegrundsätzlicheVerständigungüberdieWahrnehmungundDarstellungdesFremdenineinemReiseberichtkanndeshalbimAllgemeinenwertvolleAnregungenfürdieReiseberichtforschunggeben.IndemfremdenLandfordertesdemReisendenStrategienzurlebenspraktischenSelbstbehauptungindernatürlichenUmweltebensoabwiedieHerausbildungvonVerhaltensweisenbeimKulturkontakt,diedenUmgangmitanderenKulturenund21Vlg.Wimmer,Michael:Fremde.In:Wulf,Christoph(Hrsg.):VomMenschen-HandbuchHistorischeAnthropologie.WeinheimundBasel:Beltz1997,S.1066.22Vgl.DietrichKrusche:DaseigenealsFremdes.ZurSprach-undLiteraturdidaktikimFacheDeutschalsFremdsprache.Müchen:C.H.Beck1983,S.27-41.23Wimmer,Michael,a.a.O.,S.1066.13 Gesellschaftenerlauben.24DiebeidenFormendesKulturkontaktshängenmitderWahrnehmungsweisederReisendenzusammen;dieUmgangsweisemitdemFremdenermöglichtundbegrenztdieErfahrungdesFremden;wiederumhatbeidesWirkungenaufdasSelbstverständnisunddasVerständnisdesEigenen.KurzgesagtvermitteltderAutorineinemReiseberichtliterarischdieWahrnehmungwährenddesUmgangsmitderfremdenKultur,dieDarstellungdesReisendensowiediedialektischenBeziehungenzwischendemEigenenunddemFremden.2.3AnsatzpunkteüberdasFremdeinderHermeneutikHans-GeorgGadamerakzentruiertdieZuständigkeitderHermeneutikfürdieErschließungmenschlicherKulturenmitfolgendenWorten:„DieGemeinsamkeit,diewirmenschlichnennen,beruhtaufdersprachlichenVerfasstheitunsererLebenswelt“25DasThemaeinerinterkulturellenHermeneutikistspätervoralleminzweiDisziplinenerörtertworden,wobeidieDiskussionsowohlindenSozialwissenschaftenalsauchimBereicheinerinterkulturellenSprach-undLiteraturvermittlungvonrealengesellschaftlichenProblemenbzw.AufgebenstellungeninGanggesetztwurde.InderTraditionder„verstehendenSoziologie“wirddieFragedesFremdverstehensimAnschlussandieklassischenTextevonGeorgSimmelundAlfredSchützalsTeilaspektdergrundlegenderenFragestellung„wiedieMenscheneinanderverstehen“26voneinerphänomenologischenundethnomethodologischenSoziologieweiterverfolgt.2724Bitterli,Urs:AlteWelt-neueWelt.Formendeseuropäisch-überseeischenKulturkontaktsvom15.biszum18.Jahrhundert.München:C.H.Beck1986,S.17-54.25Gadamer,HansGeorg:HemeneutikⅡ.WahrheitundMethode.Ergänzungen.Tübingen:J.C.B.Mohr1986,S.497.26Psathas,George:Verstehen,EthnomenthologieundPhänomenologie.In:WalterL.Bühl(Hrsg.):VerstehendeSoziologie.GrundzügeundEntwicklungstendenzen.München:CarlHanser1972.S.274.27Vlg.dazuSchütze,Fritzu.a.:GrundlagentheoretischeVoraussetzungenmethodischkontrolliertenFremdverstehens.In:ArbeitsgruppeBielefelderSoziologie(Hrsg.):Alltagswissen,Interaktionund14 DieterClaessensschreibtinseinemBuchDasFremde,FremdheitundIdentität:„AufeinersozialanthropologischenGrundlagewirddieFragebearbeitet,welchenAnteilAnziehung,AblehnungundToleranzdesFremdenfürEntwicklungvonpersonalerundGruppenidentitäthaben.“28ReflektierterunddeutlichwenigeremphatischfälltdieAuseinandersetzungmitderErfahrungdesFremdenineinemdrittenArbeitsfeldaus,woesdarumgeht,dieErfahrungdesFremdenalsThemaeinerSelbstreflexioninindividueller,biographischerPerspektivezuuntersuchen:„EineangeführtebiographischeSelbstthematisierung,d.h.eineautobiographischeReflexionodereinautobiographischerBericht,isteineanspruchsvollesynthetischeLeistung,inwelcherderLebensstoffaufeinhohesAggregationsniveaugebrachtwird.“29GeradeinderhierangesprochenenKünstlichkeitvermeintlichauthentischerFremdheitserfahrungenliegt–nebendemdamitgebotenenselbstreflexivenZugangzudenentsprechendenTexten–eineBerührungsstellezumUmgangmitliterarischenZeugnissen,dieebenfallsindenWortenKohlisals„anspruchsvollesynthetischeLeistung“betrachtetwerdenkönnenunddamiteinenhermeneutischenZugangerfordern.Dieliterarischen,künstlerischenTexteermöglichendieReflexion,eröffnendenZugangzueinerverborgenenWelteinesaußerderErfahrungliegendenVorstellungsbereichsundermöglichendamitinzweierleiHinsichteinenEinblick:imHinblickaufdieschreibendenoderlesendenSubjekteundimHinblickaufdieindenTextenangesprochenenWeltderFremderfahrungen.DerPhilosophBernhardWaldenfelslegthingegenmehrWertdarauf,Gestaltungsintentionen,KonstruktionenundReflexionendesFremdeninderjeweiligenDarstellungzuuntersuchen.ErverbindetdabeiReproduktion,ApplikationgesellschaftlicheWirklichkeit,Bd.1u2,Opladen1981.S.433-495.28Vlg.dazuClaessens,Dieter:DasFremde,FremdheitundIdentität.Frankfurta.M:Suhrkamp1998.S.45-55.29Kohli,Martin:ZurTheoriederbiographischenSelbst-undFremdthematisierung.In:Matthes,Joachim(Hrsg.):LebensweltundsozialeProbleme.Verhandlungendes27.SoziologentageszuBremen.Frankforta.M.Neuwied1981.S.503.15 undAnalyseeinerseits,ProduktionundSyntheseandererseits.AuchdiesebeidenAspekteim„ZirkeldesVerstehens“30sollennichtgegeneinanderals„Leistung“ausgespieltwerden,sonderndieneninderTextanalyseundebensoinderReflexionderRahmenbedingungenalsBeschreibungskriterien.31MeinerMeinungnachbietetanhandderHermeneutikdesFremdeneineindieserArtkonstruierteundreflektierteVorstellungdesFremden,bzw.einesoalsKonstruktionundReflexionaufgefassteGestaltungderErfahrungendesFremdenviergrundlegendeEinsichten:1.WiedieFigurendiegedichteteWirklichkeitdarstellen,bietensiedieMöglichkeit,diekonkretinErscheinungtretendeGestaltdesFremdenimHinblickaufRahmenbedingungen,Gestaltungsintentionen,bewussteundunbewussteCodeszulesen.2.DerProzessderAnnäherungandasFremdeunddiedamitverbundeneErfahrungderFaszinationundErfahrungderAbwehrwerdenalseininsichgebrochenerundmehrdimensionalerVorgangerkennbar.Diesbedeutet,dassdiejeweiligenGestaltungendesFremdenalsResultatehistorischerSinn-Definitionen,aberebensoauchalsErgebnisseindividuellerundkollektiverAbgrenzungsprozessezuverstehensind.323.„Teilnahme“und„Beobachtung“sinddieBeschäftigungdesReisenden.LiterarischeTextevermittelnaberüberdieEinsichtinInnenwelt,Intentionen,VorurteileundUnterbewusstseinderWahrnehmendenhinausauchdieErfahrungderWechselbeziehungzwischenAutorundLeser,derwechselseitigenRelativierungvon„Teilnahme“und„Beobachtung“.DieinderLiteraturgestalteteErfahrungdesFremdenaktiviertdamitnichtnurdieTeilnahmedesLesendenandenjeweilsinRede30Gadamer,HansGoerg:VomZirkeldesVerstehens.In:ders:HemeneutikⅡ.WahrheitundMethode.Ergänzungen.Tübingen:J.C.B.Mohr1986.S.59.31Nell,Werner:ReflexionenundKonstruktionendesFremdenindereuropäischenLiteratur.St.Augustin:Gardez!2001.S.92.32Claessens,Dieter:DasFremde,FremdheitundIdentität.a.a.O.,S.49.16 verfasstenBeobachtungen,siebeziehtauchLesendewieSchreibendeineinenProzessderReflexionskonstruktiondesFremdeneinundführtdieBedingungendieserKonstruktionvorAugen:IstderwissenschaftlicheDiskursanalytisch,indemereineGesellschaftinihreobjektivierbarenElementezerlegt:Territorium,Verwandtschaftsverhältnisse,Arbeitsformen,politischeInstitutionen,Glaubensanschauungenusw.,soistderliterarischeDiskurssynthetisch,indemerdieseEinzelelementeerneutineinegelebteErfahrungeinzufügenversucht.33IndemnundieVermittlungvonErfahrungendesFremdenanliterarisch-ästhetischeGestaltungsweisengebundenerscheint,wirdeinspezifischerLeser-Typu34geschaffen,derseinerseitswiederumaufdieErfahrungundRahmenbedingungendesAutorsreagiert,v.a.aberdiebeiderseitigeAbhängigkeitvomEntwicklungsstandmodernerLiteraturundWissenschaftenteilt.4.LiteraturbildetsoeinMediumvirtuellerSubjektkonstruktionfürSchreibende,Lesende,WahrnehmendeundReflektierende.SieverbindetInformationsvermitteilung(übereinealsfremderfahreneWelt)mitReflexion,indemdieRahmenbedingungenderAufgabenstellungunddieGrenzendiesesModellsderHemeneutikdesFremdenimliterarischenTextselbstinErscheinungtretenkönnen.SchließlichhandeltessichbeidenErfahrungenvomFremdenauchumdenEintrittineinenBereich,indem–denErfahrungendesUnheimlichen35vergleichbar–das33Bohner,KarlHeinz:GeordneteErfahrung.Frankfurta.M:Suhrkamp1998.S.373.34Vgl.Eco,Umberto:Lectorinfibula.DieMitarbeitderInterpretationinerzählendenTexten.München:CarlHanser1990.S.61.35Vgl.dazuSigmund,Freud:DasUnheimliche(1919).Inders:StudienausgabeBd.Ⅳ.PsychoanalytischeSchriften.Frankfurta.M:Suhrkamp1970.S.241-247.17 SelbstverständnisunddieBedingungendereigenenExistenzwie„Identität,Territorialerfahrung,kulturelle,historischeundsozialeBedingungenderIdentitätzurDispositionstehen“36.36Ebenda.18 3.KonstruktiondesFremden3.1DieStrukturdesReiseberichtsReisevonMünchennachGenuaunddieGestaltungsintentionendesFremdenNachAnneSimonistvonderIntentiondesReisetextesbzw.desAutorsdieIntentionderReiseansichoftmalsnurschwerzutrennen.DerZweckdesUnternehmensbestimmtebenfallsdieGestalungderspäterenBerichterstattung,determiniertaberauchdieursprünglicheBeobachtungbzw.BetrachtungsweisederReiseberichtautoren37.AlsKonsequenzergibtsich,dassderZweckderReisesowiedieMotivedesschreibendenReisendeneineVerzerrungfremdkulturellerWirklichkeitenbewirkenkönnen.UweSandfuchscharakterisiertden„Fremden“indiesemZusammenhangüberspitztals„interessengeleiteteErfindung“38DieInteressenundIntentionendesReiseberichtautorssteckendieGrenzenderWahrnehmungundspäterenDarstellungdesFremdenab.HeinesArbeitanderReisevonMünchennachGenuabegannimAugust1828,nochwährendseinesAufenthaltsinItalien.VonFlorenzausberichtetHeineam1.Oktober1828demmitihmgutbekanntenFreundEduardvonSchenknachMünchen,erhabebereitseinenTextmitpolitischerMäßigunggeschrieben.DieserReiseberichterschieninvierzehnTeilenschonimDezember1828imWochenblattMorgenblatt,dassichandasaufsteigendeBürgertumrichtet.OffensichtlichwollteHeinedurchseinePublikationimMorgenblattnichtnurseineErlebenisseinderfremdenKultur,sondernauchseinepolitischeAnsichtenzumAusdruckbringenundappellativandieÖffentlichkeittreten.DieseIntentionenvonHeinebestimmen,dasssichder37Vgl.Simon,Anne:WoEinhömerwandern:DieWahrnehmungderFremdeinReiseberichtenüberdasHeiligeLandundSüdamerika,In:Bhatti,Anil,Turk,Horst(Hrsg.),Reisen,Entdecken,Utopien,UntersuchungenzumAlteritätsdiskursimKontextvonKolonialismusundKulturkritik,Bernu.a.:Diogenes1998(JahrbuchfürInternationaleGermanistik,ReiheA,Kongressberichte48),S.9-40.38Sandfuchs,Uwe:ZumAntagonismusvonkolonisationundAufklärungsowieeinigenFolgenfürdenFremdenalsGegenstandderWissenschaft,InLüth,Christoph,Keck,RudolfW.,Wiersing,Erhard(Hrsg.):DerUmgangmitdemFremdenindenVormodern,StudienzurAkkulturationinbildungshistorischerSicht,Kölnu.a.:emons1997.S.18.19 Reiseberichtalsrezipientenorientiertzeigt:ErwirdgeschriebenfüreinenLeser,derinder„Heimat“gebliebenistundfürdenderOrt,vondemberichtetwird,bereitsinteressantistoderinteressantgemachtwerdenkann.WeilesinHeinesZeitschonvieleBerichtevonitalienischenReisengegebenhat,könnensichdieLeser,dasaufsteigendeBürgertum,schnellimKlarenseinunddifferenzieren,auswelcherPerspektiveHeineindiesemReiseberichtdastraditionelleReisezielItaliendarstellt.DerpragmatischenFundierungdesReiseberichtsaufderSeitedesAutors,dersichdieStadtoderdasLandzuFußodermitHilfeeinesVerkehrsmittelserschließt,entsprichtaufderRezipientenseitedie–nochheuteaktualisierbare-Möglichkeit,dievermittelteTopographieaufStadtplanoderLandkarteoderauchinderWirklichkeitselbstzuverfolgen,d.h.demAutornachzureisen.HeinegibtchronologischdieOrte,andenenersichaufgehaltenhat,an:vonMünchenüberInnsbruck,Brixen,Trient,Ala,Verona,Brescia,MailandbisnachGenua.DieseOrtesindinderdamaligenZeitinDeutschlandalsklassischeRoutenachbzw.inItaliensehrbekanntundwerdenSehnsüchtederdeutschenBürgernachItalien.DemAutornachzureisen,bedeutetfürdieLeserauch,darübernachzudenken,wasderAutorwährendderReisebeobachtetunddenkt.NebendemrezipientenorientiertenMerkmaldesReiseberichtsReisevonMünchennachGenuaisterdurchFaktenfundiert:GrundlageisteineReise,diewirklichunternommenwurde.EsgibteinenErzähler,nämlichdenReisenden,dervonsichundseinenErfahrungenberichtet.DerReisendeerzählt,wasersieht,hört,riechtundtastet.UndHeinestelltseineBerichterstattungüberdievonihmbeobachtetenKulterenauchindemDienstderBefragung,KritikundBewertungdereigenenGesellschaftsowieKultur,diedenReiseberichtsubjektzentriertmachen.SolässtderAutordasProblemderZersplitterungNorditaliensindemTextherausragenundsetztsichinhaltlichmitdernichtmehrlebhaftenundnichtmehr„goldenen“Gegenwart20 Italiensauseinander.StilistischenthältdieserReiseberichtwieandereReiseberichtevonHeinePhantasien,philosophischeReflexionen,Träume,ParodienundlyrischeEinschübe39.Nocherwähnenswertist,dasssichderReiseberichtReisevonMünchennachGenuainderZeitdimensionderunmittelbarenGegenwartdesSchreibersunddamit–zumindestimaginativ–derdesLesersbewegt.ZudemwerdendieLeserauchangesprochenunddamit–fiktiv–selbstzumTeildesTextes:„[L]ieberLeser,dassduzuCasselanderTabled`HotenebenbesagtemPhilisterzusitzenkömmst,undzwaranseinelinkeSeite.[...].“40„Hättestdu,lieberLeser,denTongehört.[...].“41„KennstdudasLied?GanzItalienisdaringeschildert,abermitdenseufzendenFarbenderSehnsucht.“42„Auchratheichdir,meinlieberLeser,vonVeronanachMailandnichtmitdemPostwagenzufahren.“43Indemsiebenundzwanzigsten,achtundzwanzigstenundneunundzwanzigstenKapiteldesReiseberichtstrittdieAnredeandieLesernochhäufigerauf:„BeschuldigemichnichtderAnglomanie,lieberLeser,wennichindiesemBuchesehrhäufigvonEngländernspreche[...].“44„Obgleichich,lieberLeser,jetztschonGelegenheithätte[...].“45DerIchdesErzählerskorrespondiertsichmitdemLeser,einUmstand,denderErzählernutzenkann,umdieappellativeFunktiondesTextszustärken.EntsprechendistdasersteMediumdiesesReiseberichtseinJounalMorgenblatt,indemdieseralsFortsetzungsberichterscheint.DieStrukturdesReiseberichtsReisevonMünchennachGenuadientwiedieReiseberichteDieBriefeausBerlin,EnglischeFragmenteusw.alsBasisfürdieSpielform:EineIntimitätzwischenErzählerundLeserkannfingiertwerden,diedas39Vlg.Singh,Sikander:Spiegelbilder.ZurNeukommentierungderReisebilder1824bis1828.In:Kruse,JosephA.(Hrsg.):Heine-Jahrbuch.Düsseldorf:Triltsch1979,S.134.40Heine,Heinrich:ReisebilderⅢ/Ⅳ,Band7/Ⅰ.Hamburg:HoffmannundCampe1986.S.15.41Ebenda.S.16.42Ebenda.S.61.43Ebenda.S.63.44Ebenda.S.64.45Ebenda.S.66.21 StereotypbiedermeierlicherSalonplaudereimitgeprägthat.46DurchdasLesenbeziehtderLeseralsPartnerdesAutorsdasWissenvonderWeltindaseigeneHorizont.AusdenobenerwähntenSchreibintentionenvonHeineundderStrukturdiesesReiseberichtskannHeinesBerichterstattungüberdievonihmbeobachteteKulturauchindenDienstvonKritikundReflexionenüberdiefremdeunddieeigeneGesellschaftoderKulturgestelltwerden.IndiesemSinnewirddieKonstruktiondesFremdenauchvondendemReiseberichtzugedachtenIntentionendesAutorsbestimmt.3.2TypisierungderItalienerVielmehralsaufBauwerkeundaufMuseenwirftHeineseinenBlickaufdieMenscheninItalien,deneneraufseinerReisebegegnet.WennmanHeinesItalienbildindiesemWerkbetrachtet,kannmanherausfinden,dassHeinedieItalienerinBezugaufihrAussehenundihreVerhaltensweisentypisiertdarstellt.AlsderAutorinTirolreist,findeterdieTirolerzwar„schön,heiter,ehrlich,brav“47,aberauch„vonunergründlicherGeistesbeschränktheit,siesindeinegesundeMenschenrace,vielleichtweilsiezudummsind,umkrankseinzukönnen.“48HeinekommentiertdieTirolerinTonscharferSatire:„ZuHauseübendieTirolerdiesenServilismusgratis,inderFremdesuchensieauchnochdadurchzulukriren.“49HierbekräftigtderAutordieTatsache,dassdieNordtirolernochinKnechtschaftleben.DieseLebenssituationprägtdenCharakterderEinwohnerinNordtirol.ImnächstenKapitelzeichnetHeinewegendestrübenWetterswiedereinedeprimierteStimmung.46Wülfing,Wurf:ReiseberichteimVormärz–DieParadigmenHeinrichHeineundIdaHahn-Hahn.In:Brenner,PeterJ.:„Einleitung“,in:Ders.(Hrsg.):DerReisebericht.DieEntwicklungeinerGattunginderdeutschenLiteratur,Frankfurta.M.:SuhrkampTaschenbuch1989,S.7-13.47Heine,Heinrich:ReisebilderⅢ/Ⅳ,Band7/Ⅰ.Hamburg:HoffmannundCampe1986.S.34.48Ebenda.49Ebenda.22 DieLaunedesReisendengerätineineArtDepression.DerAutorempfindet,dassdieItalieneraufdenStraßenallgemein„blasseGesichter“haben:die„blassen,elegischenGesichter,wodiegroßen,schwarzenAugensoliebeskrankherausstrahlen“inTrient,das„blassgelbe“MädchenimWirtshausinAla,die„einsame,kümmerlicheverblichene“FrauineinerCapelleinVerona,der„blasseItalienermitpechschwarzemBarteinMailand“usw.Bemerkenswerteristes,dasssichderAutorindie„blassenGesichter[n]“einfühltundseinMitleidzudiesenausdrückt:„Ichweißnicht,obandereReisendehierdasBeiwort„schön“billigenwerden;mirabergefielendieTrienterinnenganzausnehmendgut.EswarjustdieSorte,dieichliebe[...].“50HeinesBeobachtungalseinReisenderumfasstnichtnurdiebetreffendenEthnieunddieGesprächemitderenMitgliedern,sondernauchdasseelischeErleben,dasindemReiseberichteinegroßeRollespielenkann.DieEmpathieübteinenpositivenEinflussaufdasVerständnisdesReisendenaus.AlseinintellektuellerReisende,derdierestaurativenpolitischenVerhältnissedeseigenenHeimatlandeswährendderReisemitsichbringt,transplantiertHeineseineEmotionendernochineinempolitischzerrissenenLandlebendenItaliener.DieItalienerwerdenauchoftalskrankhaftdargestellt,wiez.B.dasHarfespielendeMädchenvorderBotegahat„kranke“und„überzarte“Glieder,„eineinsamesFrauenzimmer,[...]seufzendaufstand,auskranken,stillenAugenmichbefremdetansah,undendlich,wiemitgebrochenenGliedern,fortschwanke.“51DazuherrscheindenAugenderItaliener„dasleidendeWeiß“undihreLippenseien„krankhaftzärtlich“.Interessantist,dassdieEngländerindiesemReiseberichtauchtypisiertwerden.Die50Ebenda.S.45.51Ebenda.S.57.23 SprachederEngländerwirdals„gebrochen“angesehen.DasVerhaltendesenglischenTouristeninItalienisttypisch:BeschuldigemichnichtderAnglomanie,lieberLeser,wennichindiesemBuchesehrhäufigvonEngländernspreche;siesindjetztinItalienzuzahlreich,umsieübersehenzukönnen,siedurchziehendiesesLandinganzenSchwärmen,lagerninallenWirthäusern,laufenüberallumher,umAlleszusehen,undmankannsichkeinenitalienischenZitronenbaummehrdenken,ohneeineEngländerinn,diedaranriecht,undkeineGalerieohneeinSchockEngländer,die,mitihremGuideinderHand,darinumherrennen,undnachsehen.[...].Wennmanjenesblonde,rotbäcktigeVolkmitseinenblankenKutschen,buntenLakaien,wieherndenRennpferdensieht,[...]glaubtmaneineeleganteVölkerwanderungzusehen.DieGesichterderEngländersindrotundsteif,dasistbereitseinKontrastzudenderItaliener.Nochmehr,ergänztderAutor,dassderEngländertrotzdemimVergleichmitdemItaliener,dervielmehreineinBarbareiübergehendeZivilisationbekundet,einzivilisierterBarbarist.KeinWunder,dassdieSpurenallerZivilisationenItaliensauchimmerimGesichtzusehensindundsichHistorieimTextaufdemSteinvonvölkerwanderungszeitlichenTrümmernspiegelt.BesondersamEndedesTextesgibteseineSzene,diezeigt,dassderAutorsichinseinenPhantasienmiteinemMannmitblassemGesichtineinemPorträtidentfiziert,obwohlderVerwalterihmsagt,dassderReisendenichtsoblasswiederMannimBildaussieht.DerVerwalterwirdnochvondemReisendengebeten,dasPorträtvonderWandherabzunehmen,weilseineAugen24 feuchtwerden,underfindet,dasserdemMannimPorträtähnlichsieht.MitdieserTypisierungund„emotionalBezogenheit“52führtderAutordieLesendenvordieTatsachederzerrissenen,inOhnmachtgeratendengegenwärtigenpolitischenVerhältnisseItaliens.DieLesendenkönnenauchwiederSchriftstellerdasSchicksalItaliensmitfühlen,wasdannzueinemNachdenkenüberdasSchicksaldeseigenenLandesführenkann.3.3KarikaturartigeDarstellungendesAlltagslebensDasalltäglicheLebenderItalienerwirdvonHeineindiesemReiseberichtoftwieeineKarikaturoderwieeinGemäldedargestellt.EsbestehtkeinZweifel,dassderSchriftstellermitdieserDarstellungsweiseseinZiel,überdiegegenwärtigenVerhältnissedesreisendenLandesnachzudenken,erzielenwillunddiejeweiligeSzenedamitihrenSinnerählt.ImFolgendenwerdeichdaraufeingehen.3.3.1DiebedrängteAufwärterininderGaststubeAlsderReisendeinInsbruckankommt,begegneterdem„Jesuiten“aufdenStraßen.DerAutormachtsichinsarkastischemTonüberdie„Jesuiten“lustig.ErbeschreibtdasfolgendeBild:DerReisendetriffteinensogenannten„Jesuiten“,aber„erwarkeinJesuit,sonderneinganzgewöhnlichesViehGottes.“Der„Jesuit“speistzuNachtundinGesellschafteineslangen,magerenund„Excellenz“genanntenMannes,derähnlichwiedervonShakespeareschilderteLandjunkeraussieht.DerReisendebeobachtet,dassdiesezweiMännerdiedenTischdeckendeunddieGästen52Hans,Fischer:Feldforschung.In:Ders.(Hrsg.):Ethnologie.EinführungundÜberblick.Berlin:Reimer1988.S.63.25 bewirtendeAufwärterindurchBerührungenbedrängten,„diedasliebe,bildschöneMädchennichtweniganzuekelnschienen,sodasssiesichmitGewaltlosriss,wennderEinesiehintenklätschelte,oderderAnderesiegarzuembrassirensuchte“.53DieAufwärterinkanndiesschließlichnichtmehrertragen.SieträgtfortabeinkleinesKindaufdemArm,währendsieimGastzimmerihreGeschäftebesorgt.Heineschreibt:„Diebeiden,dergeistlicheundderadligeHerr,wagtenkeineeinzigeBelästigungmehrgegendasMädchen.“54WenndieKommentareüberdie„Jesuiten“mitdiesemBildassoziiertwerden,kanndarausgefolgertwerden,dassHeinehiermitdemBildseineVermutungbeweist:DiesesGebietinTirolnochvonderKircheundAdligenkontrolliertunddieEinwohnerwerdenmanchmalschikaniert.3.3.2DieschöneSpinnerininTirolDerAutorbeschreibteinBauernhaus,das„andenMarkenItaliens“steht.DasBauernhaus,seineUmgebungunddieaufderGalleriesitzendeSpinnerinbildenvordenAugendesAutorseineKarikatur:AufdereinenSeitestandeingroßeshölzernesKruzifix,daseinemjungenWeinstockalsStützediente.[...].AufderanderenSeitedesHäuschensstandeinrunderTaubenkofen,dessengefiedertesVölkchenfloghinundher,undeineganzbesondersanmuthigweißeTaubesaßaufdemhübschenSpitzdächlein,daswiediefrommeSteinkroneeinerHeiligennische,überdem53Heine,Heinrich:ReisebilderⅢ/Ⅳ,Band7/Ⅰ.Hamburg:HoffmannundCampe1986.S.32.54Ebenda.26 HauptederschönenSpinnerinhervorragte.[...]Siespannundlächelte,unbeweglichsaßdieTaubeüberihremHaupte,undüberdemHauseselbstragtenhintendiehohenBerge.[...].55ZudemBilddesWeinstockes,derdasKruzifixumrankt„wiedasLebendenTod“,geselltsichalsKonstrastaufderanderenSeitedesBauernhauses,wosicheinTaubenkofenmit„anmutigweßerTaube“befindet,einelächelnde„schöneSpinnerin“,derenGesichtantike,griechischeZügebesitzt,undsiespinntdort:DerGegensatzAntikeundChristentumstrukturiertnunsoalleItalienerfahrungen,dass,wennsichGeschichtealshistorischerCodexpalympsestusauffassenlässt,derursprüngliche,antikelebendigbleibt,dermoderne,mittelalterlich-christlicheTextindessentotist.DeranHegelsgeschichtsphilosophischerMethodegeschulteBlickbeziehtdenReichtumderVergangenheitaufdieArmutderGegenwart.56WennderLesendedieseBeschreibungliest,erscheinteihmwomöglich,dassereinGemäldegenießt.DasBildistreichhaltigundstimmtnachdenklich.DerLesendebeobachtetebensowiederReisende.WennwireinKunstwerkbetrachtenwürden,würdenwirandieGeschichtendesKunstwerksdenken.DieGeschichtenkonstruierendieBeziehungenzwischenderVergangenheitundderGegenwart.Erwähnenswertistauch,dassderAutorvorderBeschreibungschreibt:DasHäuschenhinterderschönenSpinnerinisteinHaus,„dasmitihrertraulichenGallerieundihrennaivenMalereien55Heine,Heinrich:ReisebilderⅢ/Ⅳ,Band7/Ⅰ.Hamburg:HoffmannundCampe1986.S.38.56Höhn,Gerhard:Heine-Handbuch,Zeit,Person,Werk.Stuttgart/Weimar:J.B.Metzler2004.S.232.27 unssolieblichansehen“57.DieserPerspektivwechseldeutetdaraufhin,dassderBeobachtendeauchvonanderenbeobachtetwerden.DasgiltwohlauchfürunsLesern,wennwirdieGeschichtenItaliensstudieren,werdenwirselbstauchvonanderenstudiert.ImBildmanifestiertsichdasgeschichtsphilosophischeProblemvonLebenundTod,demGegensatzvonVergangenheitundGegenwart.IndieserDarstellungdesBildeserrichtetderAutorauchvieleKontrasteundGegensätze,diedieLeserdazuanregen,diesymbolischenSinnefürdasreisendeLandzuuntersuchenunddarzulegen.3.3.3DasHarfenistinvorderBotegaMitdemVerlaufderReisestelltsichheraus,dasssichdieschlechteLaunedesAutorsnichtineineguteverwandelt,sondernimmerschlechterwird.ImachtzehntenKapitelkannmandurchdenMonologdesReisendenseinenKummerempfinden:„GrillenhaftesHerz!jetztbistdujainItalien–warumtirilirstdunicht?SindvielleichtdiealtendeutschenSchmerzen,diekleinenSchlangen,diesichtiefindirverkrochen,jetztmitnachItaliengekommen.[...]UndwarumsolltensichdiealtenSchmerzennichtaucheinmalfreuen?[...]Undüberhaupt,wasistdennVergnügen?58“MitdiesenFragesätzenlässtderAutorwiederseineSorgen,diemitdenitalienischensowiedendeutschenpolitischenVerhältnissenzusammenhängen,durchscheinen.DieseFrage-undAusrufesätzeverstärkendenTondesAutors.DirektnachdemMonologbeschreibtderAutorwiedereineSzene,nämlichdasMusikspielendeTriovorderBotega.57Heine,Heinrich:ReisebilderⅢ/Ⅳ,Band7/Ⅰ.Hamburg:HoffmannundCampe1986.S.38.58Ebenda.S.46.28 EswareinwunderlichesTrio,bestehendauszweiMännernundeinemjungenMädchen,dasdieHarfespielte.[...][J]enesMädchenwardieTochterdesaltenBuffo[...]DaherdasbleichsüchtigeWelkenundderzuckendeMissmuthdesschönenGesichtes,dessenstolzgeschwungeneFormenjedesahnendeMitleidgleichsamverhöhnten.[...]dieKrankhaftigkeitderüberzartenGlieder,dieeinkurzes,ängstlichviolettesSeidenkleidensotiefalsmöglichumflutterte.[...]Jefrechersiesichgebehrdete,destotieferesMitleidenflößtesiemirein.[...].59HeinebedientsichdieserSzeneeinerseits,umdieExpressivitätderitalienischenMusikzuzeigen,weildasBildderMusikspielerlebendigerfürdieLeserist,andererseitsauch,umdieAppellfunktionderitalienischenMusikzubetonen.Anschließend,imneunzehntenKapitel,erörtertHeinedenesoterischenSinn60deritalienischenOperaBuffa.Darinsiehterein,dassdieOperaBuffadieFunktionhat,denWunschdesVolkesinderPolitikzuäußern.3.3.4DieeinKüchenmessererfassendeTochterimWirthausAlasIneinemWirthshausinAlaspeistderReisendezuMittag,ersitztaufeinerfreienEstradeundsiehtaufdenHofehinaus.Erbeobachtet,dassinderKücheMutterundTochternebeneinandersitzenundHühnerrupfen.Aber„diesegemütliche,fastidyllischeWirtschaft“wirddurcheinDonnerwetterunterbrochen:59Ebenda.S.48.60Ebenda.S.49.29 [...][E]invierschrötigerKerlmiteinembrüllendenMordgesichtstürzteherein.[...].AlsbeideFrauenzimmerverneinenddieKöpfeschüttelten,gerieterindietollsteWutundspieFeuerundFlamme,wieeinkleinerVesuv,dersichärgert.DieWirthinnschieninAngstzugeraten,undflüstertebegütigendeWorte,dieabereineentgegengesetzteWirkunghervorbrachten,sodassderrasendeMenscheineeiserneSchaufelergriff,einigeunglücklicheTellerundFlaschenzerschlug,undauchdiearmeFraugeschlagenhabenwürde,hättenichtdieTochtereinlangesKüchenmessererfasstundihnniederzustechengedroht,imFallernichtsogleichabzöge.61IndieserSzenekonfiguiertderAutoreinsichwidersetzendesMädchen,daseinlangesKüchenmessererfasstundeinenvierschrötigenKerlausdemHausvertreibt.DasMädchenbesitztauchantike,griechischeZüge:„DasMädchenstanddablassgelbundvorZornerstarrend,wieeinMarmorbild.[...].62“DerReisendereagiertaberunerwartet:„EswareinschönerAnblick.[...].IchschauertevorLust,dennleibhaftigsahichvormirdasBildderMedea.[...].“63ImZusammenhangmitdemsiebenundzwanzigsten,achtundzwanzigstenundneunundzwanzigstenKapitelhatdieseSzeneaucheineAppellfunkton.DerAutorunddieLesendenbrauchenjetzteinesichwidersetzendeFigur,nachdemsiedemunglücklichenundgedemütigtenLebendesitalienischenVolkesmitgefühlthaben.61Ebenda.S.5362Ebenda.63Ebenda.30 3.3.5ZwischenfazitAußereiner„sentimentalenReise“gestaltetsichdieReisevonMünchennachGenuamitdergrunlegendverändertenEinstellunggegenüberdemklassischenArkadienundunterdenBedingungendesMitternichschenSystemszueiner„ReiseindieZeit“64,diederErzähleralsDichterunternimmt,umdieGeschichteeinesVolkeszuschreiben,dasvoneinerderKarlsbaderSignaturmächtekontrolliertwird.DaherstellendiealltaglichenLebensszenenderItalienernichtdentreuenBerichtnackterTatsachendar,sondernden„Sinn“derGeschichte,derauf„inneremGefühl“65beruht.DerAutorbildetdieWirklichkeitnichtinseinemKopfab,sonderndiesewirdaufderBasiseigenerErfahrungenundinsbesondereauchErwartungenkonstruiert.66FraukeGeweckeverweistauchdarauf,dassdieÜberzeugungenundWünschefürdieReisendeneinewichtigeOrientierungshilfeboten,erleichtertensiedoch-zumindestvordergründig–dieEinordnung,BewertungundBeschreibungderneuenWelt.67EngverbundenmitdenangesprochenenErwartungenundgleichzeitigderenureigeneKonsequenzwarendieProjektionen.DiesgeschahinsbesondereausdembewusstenoderunbewusstenBedürfnisheraus,KritikanMissständenimHeimatlandzuüben.DieinReiseberichtentradiertenBilderderEingeborenensinddemnachhäufigProjektionen,welcheausderUnzufriedenheitdesReisendenresultierten.AusderoberenAnalyseergibtsich,dasssichindentradiertenBildernindiesemReiseberichtdieOhnmachtundWehmutdesItalienvolkesmanifestieren.InderTatreflektiertaberHeinesUnzufriedenheitdiepolitischenVerhältnisseinDeutschland.ErentwirftvieleBilder,umdieästhetischenValeursdergeschildertenMenschenundLebensformen64Höhn,Gerhard:Heine-Handbuch,Zeit,Person,Werk.Stuttgart/Weimar:J.B.Metzler2004.S.232.65Ebenda.66Vgl.http://www.personalbeurteilung.de/wirtschaft/beurt2.htm(zurPsychologiederPersonalbeurteilung)(18.11.2014)67Gewecke,Frauke:Exkurs:BegegnungmitdemFremden.ZursozialpsychologischenGrundlegungethnischerStereotype.in:Dies.:WiedieneueWeltindiealtekam,München:dtv/Klett-Cotta1992.S.274.31 vorAugenzustellenundauchseineeigenepolitischeVerfassungzuäußern.SeitensderLesendenführtsolcheSchreibartzueinerVerfremdung.Wirwissen:wennmaneinGemäldebetrachtet,hältmanzwischendemGemäldeundsichselbsteinenAbstand.HelmuthPlessnerstelltfolgendesindasZentrumseiner(kulturanthropologischen)ÜberlegungenzumReizundzurProduktivitätderErfahrungdesFremden:„ManmussderZonederVertrautheitfremdgewordensein,umsiewiedersehenzukönnen.[...]WasfürdiesinnlicheAnschauunggilt,istauchfürdiegesuchteAnschauungseelischerundgeistigerZusammenhängevonKraft:wirnehmennurdasUnvertrautewirklichwar.“68DerAbstandzwischendemGemäldeunddemBetrachterverfremdetdasAlltagslebenderItalienerundderLesenden.DieLesendenkönnenüberdiekorrespondentenBeziehungenzwischendemEigenenunddemFremdenwiedernachzudenkenbeginnenunddanntieferanderReise„teilnehmen“.3.4DasMotiv„toteMaria“alsAnspielungaufdieSchmerzendesAutorsselbstInTrient,VeronaunddanninFlorenztauchtauchdietoteGeliebteausIdeen,DasBuchLeGrand,dasHeinein1826niedergeschriebeneReisebild,wiederauf.BiszumEndedesReiseberichtesbietetderAutordenLesendeneineverrätselteGeschichte.DerReisendebesuchtdenPalastDurazzoundbeobachteteinPorträt:„AuchderMannimschwarzenMantelistgutgemalt,unddiemaliziössentimentalenLippensindgutgetroffen,sprechendgetroffen,alswolltensieebeneineGeschichteerzählen–EsistdieGeschichtevondemRitter,derseineGeliebteausdemTodeaufküssen68Plessner,Helmuth:MitanderenAugen.In:ders.:ZwischenPhilosophieundGesellschaft.AusgewählteAbhandlungenundVorträge.Frankfurta.M.:grin1979.S.237.32 wollte,undalsdasLichterloscht“69BerndKortländeristderMeinung,dassmanhinterdieserGeschichteeinenHinweisaufdeutscheVerhältnissesehenkann,diedenItalien-Berichteigentlichtpermanentgrundieren.70DasVergängliche,WelkendeundSterbendetrittwieinDeutschlandimmerhervor.DasEnttäuschungsgefühlunddieSchmerzenbegleitenHeinewährendderReiseständig.NocheinmalineinerkatholischenKircheinTrientsiehtderReisendedieHandeinerbeichtendenDame.DerReisendehörtnichtauf,dieseHandzubetrachten:„DasbläulicheGeäderunddervornehmeGlanzderweißenFingerwarmirsobefremdlichwohlbekannt,undalleTraumgewaltmeinerSeelekaminBewegung,umeinGesichtzubilden,daszudieserHandgehörenkonnte.“71DerReisendeeiltdannausderKirche.DieweißeHandeinerDameistähnlichwiedieHandeinerToten,wasderLeserleichtmitderTatsache,dassdasitalienischeVolkdurchdiekatholischeKircheunterdrücktwird,undmitderTypisierungvomkrankenItalienerindiesemReisebericht,assoziiert.NachdemderReisendedemmusitierendenTriovorderBotegabegegnet,denkterwegenderHarfenistinwiederandietoteMaria:„IchdachtewiederanjeneNacht,alsichvordemBettestand,woraufderschöne,blasseLeiblag,mitsanftenstillenLippen–IchdachtewiederandensonderbarenBlick,denmirdiealteFrauzuwarf,diebeiderLeichewachensollteundmirihrAmtaufeinigeStundenüberließ-[...].“72AlsderReisendedurchdieStraßeVeronaswandelt,gehterandenGrabmälernderScaligervorbei.Esscheint,alswolleCanGrande,artigwieerimmergegenDichterwar,vonseinemRosseherabsteigenundmichalsWegweiser69Heine,Heinrich:ReisebilderⅢ/Ⅳ,Band7/Ⅰ.Hamburg:HoffmannundCampe1986.S.80.70Kortländer,Bernd:HeinrichHeine.Stuttgart:PhilippReclamjun.2003.S.176.71Heine,Heinrich:ReisebilderⅢ/Ⅳ,Band7/Ⅰ.Hamburg:HoffmannundCampe1986.S.42.72Ebenda.S.50.33 begleiten.Bleibdunursitzen,riefichihmzu,ichbedarfdeinernicht,meinHerzistderbesteCiceroneunderzähltmirüberalldieGeschichten,dieindenHäusernpassiertsind,undbisaufNamenundJahrzahlerzähltessietreugenug.73AnschließendhörtderReisendedieStimmedertotenMaria:AberbaldschienenmirLiedundStimmesowohlbekannt,ichhattedieseseidnen,schaurigen,verblutendenTöneschonfrühergehört[...].DielangenTöneverfolgtenmichdurchalleStraßen,biszumGasthofDueTorre[...].ichwiedermeinsüßesgestorbenesLebenschönundregungslosliegen,dieNachtvioleduftet,ichküsstewiederdielieblichenLippen,unddieholdeLeicheerhobsichlangsamummirdenGegenkusszubieten.74InderSzeneverweigertderReisende,dassCanGrandeihmdenWeggeleitet.DasistähnlichwiedieTatsache,dassHeineauchinderPolitikdenFeudalismuszurückweist.DieFürsteninVeronalässtihnandenKöniginDeutschlanddenken,dahertauchthierdie„toteMaria“wiederauf.DieseGleichheitzwischendemFremdenunddemEigenenstelltaucheinekorrespondenteBeziehungdar:DieGemeinsamkeitzwischenbeidenLändernhängtnichtnurmitderEmotiondesAutorszusammen,sondernhatauchetwasmitHeinesWillenzurEmanzipation,nämlichderpolitischenAuffassung,zutun.HeinesprichtindenspäterenKapitelndieNotwendigkeitundDringlichkeitderBefreiungaus.Mit73Ebenda.S.60.74Ebenda.S.61.34 demMotivder„totenMaria“könnendieLeserdieSchmerzendesAutorsinseinemInnerenvorderUnterdrückungundBevormundungdesitalienischenVolkesempfinden.DieSchmerzenwerdenaberaufdieGeliebtezurückgeführt.Daherkannmansagen,dassdasMotiv„toteMaria“nichtnurSchmerzen,sondernauchsüßeSehnsuchthervorruft.WennmandieEmpfindungendesReisendenzurtotenMariamitHeinesSehnsüchtenachseinemdeutschenVaterlandassoziiert,erkenntman,dassHeinedurchdasMotiv„toteMaria“auchseineLeidenzudemeigenendeutschenVaterlandausdrückenwill.EinBildvonDeutschland,dasHeinevieleSorgenmacht,trittnochmalhervor.35 4ReflexionenüberdasEigeneunddasFremde4.1MetaphernvonReflexionenDerReisendereistmitderKutsche,unterwegssiehternichtnurdieLeuteundihrLebenindemfremdenLand,sondernergenießtauchLandschaftinItalien.Erwähnenswertistes,dassdieDingeinderNatur,wiez.B.dieBerge,dieWolkenunddieBlumen,dieerselbstverständlichwahrnimmt,ihmalsMetaphernseinerReflexionenüberdieitalienischeGesellschaftdienen.4.1.1DieBergeZuerstreflektiertdieDarstellungderTyrolerAlpendieStimmungdesReisenden.DerAutorbeschreibt:„IchsaßdortoftvorigenWinterundbetrachtetedieschneebedecktenBerge,dieglänzendinderSonnenbeleuchtung,auseitelSilbergegossenzuseinschienen.“75Dazuergänzter:„EswardamalsauchWinterinmeinerSeele,GedankenundGefühlewarenwieeingeschneit,eswarmirsoverdorrtundtodtzuMuthe[...].“76WennderReisendetrübeLaunehat,sinddieBergestatisch.WennerhingegeneineguteundbegeisterteStimmunghat,werdendieBergelebendig:EndlichkamderTag,woallesganzanderswurde.DieSonnebrachhervorausdemHimmelundtränktedieErde,dasalteKind,mitihrerStralenmilch,dieBergeschauertenvorLustundihreSchneethränenflossengewaltig,eskrachtenundbrachendieEisdekkenderSeen,dieErdeschlugdieblauenAugenauf,ausihremBusenquollenhervordieliebendenBlumenunddie75Heine,Heinrich:ReisebilderⅢ/Ⅳ,Band7/Ⅰ.Hamburg:HoffmannundCampe1986.S.24.76Ebenda.S.24.36 klingendenWälder,[...]77DieBergeerhaltendamitauchLeben.WennderAutordieUnwöhnlichkeitundBlödheitderStadtInnsbruckdarstellt,beschreibterzuerstdieUmgebungdieserStadt:„VielleichtmagsieimWinteretwasgeistigerundbehaglicheraussehen,wenndiehohenBerge,wovonsieeingeschlossen,mitSchneebedecktsind,unddieLawinendröhnenundüberalldasEiskrachtundblitzt.“78DieserBergbesitztkeineZüge,aberwennmanweiterliest,erkennt,dassderBergnichtnurpersonifiziertwird,sondernauchderStadtkontrastiert.InInnsbruckgibteseinKöniglichesHausundeineHofkirche,wo„dieStandbilderderFürstenundFürstinnenausdemHausOestreich“stehen.HeineistsehrunzufriedenmitderKontrollederrückständigenkaiserlichenAutorität,daherbeklagtsichderReisendeimReisebericht:„SokönneesjademjetzigenKaisereinfallen,sichineinemReifrockodergarinWindelngießenzulassen;-werwürdewasdagegeneinwenden?“79DeswegenwerdendieHäupterjenerBergemitWolken,wiemitgrauenTurbanenumwickelt.BeitrübemWetterundähnlicherGemütstimmungkönnendieschönstenLandschafteninTiroldenReisendennichtentzückt.DerReisendesiehtnur„himmelhoheBerge“undein„Berglein,dasdenanderenBergenrechtneugierigüberdieSchulternblickte“80DievieleBergehaltendenBlickderTirolerauf,sodassdieLeute,„dieganzobenaufdenBergenwohnen,undvielleichtkaumeinmalimLebenherabkommen,[...]wenigerfahrenvondem,washieruntengeschieht.“81DieBergeindemfremdenitalienischenLandwerdenÜberträgerderGemütstimmungdesReisendenundderAutorbeschäftigtsichmitdemEffekt,densieinihmauslösen.77Ebenda.78Ebenda.S.29.79Ebenda.S.30.80Ebenda.S.36.81Ebenda.37 4.1.2DieSonneAlsdasLanddeutscherSehnsuchtbietetItalienfrischesObstundGemüse,dasdieDeutschenniegesehenhaben.ImSüdenistesauchwärmerundangenehmeralsimNorden.AlldieseVorträgebeschertdieSonne,die.HeineauchindemReiseberichtbeschreibt.DieSonnewirdalspositivangesehen:„DieSonnevonItalienließschonihreNähefühlen,dieBergewurdenwärmerundglänzender[...].“82,„WährenddieSonneimmerschönerundherrlicherausdemHimmelhervorblühte,undBergundBurgenmitGoldschleiernumkleidete,wurdeesauchinmeinemHerzenimmerheißerundleuchtender,ichhattewiederdieganzeBrustvollBlumen[...].83“DieSonneerwärmtdenMenschenundbringtLicht,abersiebildetaucheinenKontrast:„WieuntereinemTriumphbogenvonkolossalenWolkenmassenzogdieSonneherauf,siegreich,heiter,sicher,einenschönenTagverheißend.MiraberwarzuMuthewiedemarmenMonde,derverbleichendnochamHimmelstand“.84IndiesemKapitelsymbolisiertdieSonnedieFreiheit:„[D]ieFreiheitssonnewirddieErdeglücklicherwärmen,alsdieAristokratiesämmtlicherSterne[...].85“DieSonnestehtgegenüberderNacht.„[W]ieentsetzlichdieNachtwar,inderenDunkelwirlebenmussten,undwiegrauenhaftwirzukämpfenhatten,mithässlichenGespenstern,dumpfenEulenundscheinheiligenSündern!“86Manbeobachtet,dassdieSonneoftsymbolischeBedeutungbekommtundderAutorüberträgtsieausdemBiologischeninsHistorische.82Ebenda.S.37.83Ebenda.S.39.84Ebenda.S.74.85Ebenda.86Ebenda.38 4.1.3DieBlumenDenBlumenwerdenvonHeineindemReiseberichtbesondereBedeutungzugewiesen.EineBlumestehthiernichtmehreinfachfürSchönheit,unddasRosastehtnichtmehrfürLiebe.DiekleineHarferin,dieinGothesItalienreiseberichtauchauftaucht,undinderGoetheeinSymbolderreinenUnschuldgesehenhat,erscheintHeinewieeinezufrühverwelkteRosenknospe.BeimTanzderHarferin„flaggtengrellbunteAtlasbänderaufdemverjährtenStrohhutunddieBrustziertegarsinnbildlicheineoffneRosenknopse[...].“87Heinemeint,dasssichdiese„Rosenknopse“schoneinbischenverduftethat,„undnichtmehrimGeruchederTugendist,wieetwadieRosevonSaron[...].“88DieVerletzlichkeitderRoseknopseerfülltdenReisendennurTrauerüberdasarmeundgedemütigteitalienischeVolk.„Esistmiroftgeschehen,dassdasarmeHerzdadurchvondenDornenzerrissenwurde,wennessichnachdenRosenbüschen,dieamWegeblühten,hinauslehnte,unddieRosenTyrolssindnichthässlich.“89DieBlutblumesymbolisiertauchimdreißigstenKapiteldienotwendigenBlutopferfürdie„Befreiungskriege“.DerAutorschreibt:„Freiheit[tanzte]aufBlutrosen“,woFrankreich„dieganzeWeltzurHochzeitgeladen“90hatte.HeineverleihthierseineEmotionAusdruck,undreinBotanischesoderZoologischesspieltdeshalbeinerechtuntergeordneteRolle.4.1.4ZwischenfazitHeinenimmtinItalienüberalldasVergängliche,WelkendeundSterbendewahr.Die87Ebenda.S.47.88Ebenda.S.50.89Ebenda.S.37.90Ebenda.S.71.39 NaturindiesemReiseberichtstehtauchimZusammenhangmitdemMenschundseinerGeschichte.EsgibtbeidemAutornichts,wasnichtzumGegenstandderkritischenReflexionwerdenkönnte.Daherkannmansagen,dassderAutoreinefremdeWeltschildert,dienichtVermittlungfremderKulturist,sondernReflexionenüberdasbereisteLandunddasVaterlandkonstruiert.4.2DieträumerischenSzenenalsausdeutendeMetaphorisierungenBeiderGestaltungderErfahrungdesFremdenführtHeinesTextnichtnurzurTeilnahmedesLesersandenjeweilsinRedestehendeBeobachtungen,sondernerdeutetdurchdieDarstellungeigenerträumerischerSzenenaufdieGründederGestaltunghin.ImsiebtenKapitelredetderAutorüberdenTraumdesDichters:EsgehtdenDichternwiedenTräumern,dieimSchlafedasjenigeinnereGefühl,welchesihreSeeledurchwirklicheäußereUrsachenempfindet,gleichsammaskieren,indemsieandieStelledieserletzterenganzandereäußereUrsachenerträumen,dieaberinsofernganzadäquatsind,alssiedasselbeGefühlhervorbringen.[...]WenndieseTraumgestaltselbstträumerischerscheint,soistauchdiesesderWahrheitgemäß.91DieseAuseinandersetzungbietetdenLesendendenHinweis,nachdenGründenderGestaltungdieserträumerischenSzenenzusuchen.IndenTräumendeutetderAutoran,wasimLaufedesTagesgeschehenist.EinBeispiel:NachdemderReisendedieschöneSpinnerininTirolgesehenhat,folgteinTraumaufdieseSpinnerinszene.Der91Ebenda.S.29.40 ReisendeerlebtaberjedochnichtErfüllung,sondernLeiden:ErsiehtseinHerzblutendamFadenderschönenSpinnerinwieeineSpindeltanzen.DerGrunddafürliegtdarin,dassdieWehmutschließlichpolitischeParteinahmefördert.DieVergangenheitItaliensistlebendig,wennderReisendedieRuinenderAntikeunddasVerfallenderStadtTrientsieht.AuchwieinseinerHeimatstadtDüsseldorf,wodasLebeninHeinesKindheitsehrglücklichist:DieseStadtliegtaltundgebrochenineinemweitenKreisevonblühendgrünenBergen[...].GebrochenundmorschliegtdanebenauchdiehoheBurg,dieeinstdieStadtbeherrschte,[...]worinnurnochEulenundösterreichischeInvalidenhausen.[...]IchwarwirklichwieimTraum[...].IchbetrachteteabwechselnddieHäuserunddieMenschen,undichmeintefast,dieseHäuserhätteicheinstinihrenbesserenTagengesehen,[...]alswärensieherausgeschnittenausjenenaltitalienischenGemälden,dieicheinstalsKnabeinderDüsseldorferGalleriegesehenhabe.92DieseträumerischeSzenestellteinerseitsVergleichderitalienischenGegenwartan.WiediedynamischelebhafteVergangenheitItaliensstelltsieeinenGegensatzzuseinerGegenwartdar.OberflächlichhandeltessichmeistensindenträumerischenSzenenumdas,wasindenTagenwährendderReisegeschehenist.EigentlichenthaltendieSzenenaberdieReflexionendesAutorsüberdieBesorgniserregendengegenwärtigenVerhältnisseItaliens.DurchdieträumerischenSzenenäußertderAutorindirekteseineschmerzlichenundbedauerlichenEmotionengegenüberdembereisten92Heine,Heinrich:ReisebilderⅢ/Ⅳ,Band7/Ⅰ.Hamburg:HoffmannundCampe1986.S.40.41 Land.AndererseitsmachendieträumerischenSzenendietraurigeStimmungaus:HeineverliertsichmitdiesenTräumenwiemitdemMotiv„toteMaria“indieInnerlichkeit,unddieLeserrutschenunbewusstindiesesGemüt.4.3DieFunktiondesFremdenindemReisebericht4.3.1ModidesFremderlebensnachOrtfriedSchäffterOrtfriedSchäffterdefiniertFremdheitalsBeziehungsverhältnis:„FremdheitistkeineEigenschaftvonDingenoderPersonen,sonderneinBeziehungsmodus,indemwirexternenPhänomenenbegegnen.“93FremdheitistdemnacheinrelationalerBegriff,dessenBedeutungsichnurdannvollerschließt,wennmanseineeigenenAnteileindiesemBeziehungsverhältnismitzuberücksichtigenweiß.DasFremdekann„alsräumlichFremdes,alsKontrastzumEigenenundNormalen,alsdasnochUnbekannte,alsletztlichUnerkennbaresundalsGegensatzzumVertrauten,alsdasUnheimliche“94erfahrenwerden.DasSpektrumvonErfahrungsmöglichkeitenstelltOrtfriedSchäffteranhandunterschiedlicher„ModidesFremderlebens“dar.AlsGrundlagefürdieTextanalysezieheichseinevierModidesFremderlebensheran.DievierModidesFremderlebens,diealsgrundlegendeWeisendesUmgangsmitdemFremdenverstandenwerdenkönnen,sollenimFolgendenkurzerläutertwerden.951.FremdheitalsResonanzbodendesEigenen:DasFremdewirdalsabgetrennteUrsprünglichkeitverstanden.Dasheißt,dasssichausdieserursprünglichenEinheit93Schäffter,Ortfried:LernenalsPassion.LeidenschaftlicheSpannungenzwischenInnenundAußen.In:Heger,R.-J./Manthey,H.(Hrsg.):Lern-Liebe.Weinheim:wiley-vch1991.S.12.94Ebenda.S.12.95Schäffter,Ortfried:ModidesFremderlebensDeutungsmusterimUngangmitFremdheit.In:http://ebwb.hu-berlin.de/team/schaeffter/downloads/III_19_Modi_des_Fremderlebens_Endv.pdf42 dasEigeneentwickelthat,dassichdaraufhinabgespaltenhatundsichnunnachdieserEinheitmitdemFremdensehnt.AllesistfremdeundandersartigaberentstammtdengleichenWurzeln.2.FremdheitalsGegenbild:HierwirdnichtvoneinemgemeinsamenUrsprungausgegangen,sonderndasFremdewirdalsNegationdesEigenenundalsBedrohungbegriffen-FremdesundEigenessindunvereinbar.PhänomenedesNationalismusundRassismusseienbeispielsweisediesemModellzuzuordnen.3.FremdheitalsErgänzung:DasFremdewirdzumexternenSpielraum,zueinemLernumfeld,dasdazudient,dasEigenezubereichernunddessenEntwicklungzufördern.DasFremdewirdsomitinstrumentalisiertfürdieEntwicklungoderfürdieVervollständigungdesEigenen.4.FremdheitalsKomplementarität:DieserModuserscheintalswechselseitigeFremdheit,Differenzwirdradikalanerkannt.FremdheitwirdhieralsdasprinzipiellAndersartigeaberNicht-Aneignungsfähigeaufgefasst.IndiesemBereichbewegensichauchdieimAnschlusszubehandelndenpostkolonialenTheorien.96AlleindurchinterneDifferenzierungverfügteinePerson,GruppeoderKulturübereineVielzahlunterschiedlicherUmweltenunddamitauchübereinSpektrumunterschiedlichenFremdverstehens.97InderRealitätkommendiesevierModiseltengetrenntvoneinandervor.InBezugaufmeinenAnalyseteilgeheichimFolgendenaufdenModus„FremdheitalsErgänzung“ein.AufgrundderVielfaltunterschiedlicherUmweltenbesitzteinePerson,eineGruppeodereineKulturnichtmehreinestatischeIdentität,sondernsiestrukturierteinenWandelvoneigenerEntwicklungslogik.96Schäffter,Ortfried:Produktivität.SystemtheoretischeRekonstruktionenaktivgestaltenderUmweltaneignung.In:Knopf,D./Schäffter,O./Schmidt,R.(Hrsg.):ProduktivitätdesAlters.Berlin(DeutschesZentrumfürAltesfragen)1980.S.257-325.97Schäffter,Ortfried:LernenalsPassion.LeidenschaftlicheSpannungenzwischenInnenundAußen.In:Heger,R.-J./Manthey,H.(Hrsg.):Lern-Liebe.Weinheim:wiley-vch1991.S.23.43 DieProduktivitätdieserOrdnungsstrukturberuhtdahernichtaufderHerstellungeinerinternenEindeutigkeitundinderschützendenAbgrenzungdesEigenennachaußen,sonderninderRegelungvonProzesseneinerVerinnerlichungdesÄußerenundeinemEntäußernvonInnerem.[...]DieIdentitäteinersolchenOrdnunglässtsichdaheralsselbstregulierterWachstumsprozessundEntwicklungsverlaufverstehen,derdurcheinenWechselvon„AssimilationundAkkommodation“(Piaget)vorangetriebenwird.98EinsolcherselbstregulierterEntwicklungsverlaufkanneinePersonz.B.ihrLebenlangbegleiten,insbesonderewennsiesichaufkeinemfestenPlatzbefindet.BeiderSuchenachIdentitäthilftdasFremde,dieentwicklungsförderndenImpulseundstrukturellenLernanlässezuerschließen.DasFremdeerscheintalsfaszinierendundzugleichalsChancevonErneuerung.BesondersinderBedeutungeinerAkkommodationswirkungerhälthierdasFremdedieFunktioneinerstrukturellenErgänzung.FremderfahrungermöglichtindiesemZusammenhangSelbsterfahrungimSinneeinesAufdeckensvonLücken,Fehlstellenoder,wennmansowill,auchvon„Fehlern“.99DieFaszinationdesFremden,diesichindiesemDeutungsmusterausInformationsbedarf,Abwechslungsbedürfnis,NeugierdeundWissenstransferbegründenlässt,hängtjedochinhohemMaßevonderEntwicklungsgeschwindigkeitunddemEntwicklungsstanddesbetreffenden„Sinnsystems“zusammen.WiebeiallenProzessverläufenmitunübersehbarkomplexerEigenlogikstellensichauchhierimVerhältniszwischenEigenemundFremdenunkalkulierbareProblemeder98Schäffter,Ortfried:ModidesFremderlebensDeutungsmusterimUngangmitFremdheit.In:http://ebwb.hu-berlin.de/team/schaeffter/downloads/III_19_Modi_des_Fremderlebens_Endv.pdf99Ebenda.44 VerfrühungundVerspätung.IndieserBedeutunglässtsichderEntwicklungsstandeinesSinnsystemsbeurteilenundmitdemanderenvergleichen.Das„Nicht-Entdecken“vonsystemrelativ„wichtigerFremdheit“kanndaherweitreichendeFolgenfürdenweiterenEntwicklungsverlaufhaben.DieslässtsichaufderFolieeiner„Normalbiographie“,einergelungenenKarriereodereines„gesundenWachstums“auchals„Entwicklungsknick“odergaralsScheiternbewerten.100DieseRelationlässtsichalsVermittlungundKommunikationcharakterisierenoderals„dynamischeSelbstveränderung“,inderdieChancezurErgänzungdesEigenenbesteht.4.3.2DasFremdealsErgänzungbeiHeine4.3.2.1DerAnreizdesFremden:ReisenachItalienalsÄnderungsmöglichkeitVorderItalienreisehatHeinevieleWerkeüberItalien,insbesonderedieBerichteseinerZeitüberItalien,gelesen.DieseBerichteübeneinengroßenEinflussaufseineItalienschilderungaus.ImKapitel26desReiseberichtsReisevonMünchennachGenuarezensiertHeineachtWerkevonReiseberichtenüberItalien.MichealWernerhatalleQuellenerschlossen:HeinespolitischerNeuansatzz.B.weißsichvorallemzweiinliberalemGeistkonzipiertenSchilderungenverpflichtet,diebesondershervorgehobenwerden:MadamedeStaelCorinneoulˊItalievon1807undLadySidneyMorgansItalyvon1821.101HäufigerwirdimTextauchGoethesItalienischeReiseerwähnt.Bemerkenswertites,dassHeineinderTatauchGoethesRoutenach100Ebenda.101Höhn,Gerhard:Heine-Handbuch,Zeit,Person,Werk,Stuttgart/Weimar:J.B.Metzler2004.S.231.45 Italienfolgte.Wiewirwissen,sahGoethedasdamaligeItalienalsWiedergeburtderklassischengoldenenAntikeundeineItalienreisealseinMittelzurAusbildungoderzurSchulungeinesKünstleran.HeinesIntentionliegtabernichtdarin,erkonfrontiertsichmiteinemaktuellenunterdrücktenLand,daszwareinegroßeVergangenheithat,aberausdermodernenGeschichteEuropasherausgefallenist.SolernterkeinVolkkennen,dasmitsichinHarmonie,sondernmitsichentfremdet,inKnechtschaftundOhnmachtlebt102.DaskannmanoffensichtlichmitdenpessimistischenpolitischenVerhältnisseninDeutschlandassoziieren.DasVerhältnisvonEigenemundFremdemläßtsich-inHeinesPerspektive-aberkeineswegsaufeineBeziehungzwischensubjektbestimmtemSchemabeschränken.AmAnfangdesTextsbrichtderErzählerindepressiverStimmungausdenphilisterösendeutschenVerhältnissen,diehierdurchdenBerlinerPhilistervertretenwerden,zueinerReiseauf,umsichauspsychischerErstarrung,diejetztausintellektuellen,personellenundgesundheitlichenGründenresultiert,zuerlösen.BeidemAufbruchkannderErzählerseineFreudekaumverdecken:„DabegannauchinmireinneuerFrühling,neueBlumensproßtenausdemHerzen,Freyheitsgefühle,wieRosen,schossenhervor[...].ÜberdieGräbermeinerWünschezogdieHoffnungwiederihrheiteresGrün,auchdieMelodieenderPoesiekamenwieder[...].103“DerGrund,warumsichdiedepressiveundtraurigeLaunedesReisendenineinegute,freudigeLauneverwandelt,liegtdarin,dasseineVeränderungbeginnenwirdunddieHoffnungwiederkommt.DasFremdedienthieralsAnlassderVeränderung.DerErzählerwünschtsichsogarFlügel,„umhinzueilennachResidenzlandItalien“.104AlserotischeSignaledesfremdenLandesschmeichelnihmunddieverheißendenZitronen-undOrangendüfte,umihnanzulocken.Der„Frühlingsgott“machtihmeine102Ebenda,S.251.103Heine,Heinrich:ReisebilderⅢ/Ⅳ,Band7/Ⅰ.Hamburg:HoffmannundCampe1986.S.24.104Ebenda,S.25.46 Glückversprechung:„Ichliebedich,kommzumirnachItalien!“105Alldiesdeutetan,dassderReisendeeinenWandelimLebendurchführenmöchteundeineReiseindemfremdenLandihmeineChancebietet,sichzuändern.IndenfolgendenzweiKapitelweichtderAutorabervonderReiseabunddrücktseinenKummeraus:„Tirily!Tirily!ichlebe!IchfühledensüßenSchmerzderExistenz,ichfühlealleFreudenundQualenderWelt,ichleidefürdasHeildesganzenMenschengeschlechts,ichbüßedessenSünden,aberichgenießesieauch.“106„AlleFreudenundQualenderWelt“deutetaufdieSorgenhin:HeinehatsichüberdasWohldesdeutschenVolkessowiederMenschenallerWeltGedankengemachtunddieNotwendigkeitvonVerbesserungderGesellschaftistdringend.IndenAugendesAutorsistseinVaterlandeinAdler.Erschreibt:EinemAdler,deraufseinemLieblingsfelsensitzt,undsolcherVerhöhnungzuhört,mußrechtmitleidigzuMuthewerden.ErdenktdannandaseigeneSchicksal.[...]EsgiebteinenAdlerimdeutschenVaterlande,dessenSonnenliedsogewaltigerklingt,dassesauchhieruntergehörtwird,undsogardieNachtigallenaufhorchen,trotzallihrenmelodischenSchmerzen.107MitlyrischenEinschüben,KommentarenüberdasTrauerspieleinesanderenSchriftstellers,ReflexionenundTräumenindiesenzweiKapitelnbegründetderAutordiesentimentaleAtmosphäredesTextsunddieseKapitelbeziehensichaufdasEigene,aufdenAutorselbstundaufdasdeutscheVaterland.DereigeneLiebeskummerunddieEnttäuschungenvondemdeutschenpolitischensowie105Ebenda,S.25.106Ebenda,S.26.107Ebenda,S.26-27.47 gesellschaftlichenZustanderscheinenoftalsHinweisaufdasEigenewährendderReise.4.3.2.2DieräumlicheFremdealsAuseinandersetzungsumfeldEineReiseinsFremdebewirktofteineBefreiungausTrauerundMelancholiedesReisenden.HierabergerätderErzählermitdemVerlaufderReisewiederindenPessimismus.DasFremdeerscheintihmwenigerschön.WennderReisendeBrixeninTirolbesucht,siehterdieJesuitenaufallenStraßen.ErkommentiertdieJesuitenmitIronie:DiealtenJesuitenliegenimGrabemitihrenaltenHosenan,Begierden,Weltplänen,Ränken,Distinkzionen,ReservazionenundGiften,undwaswirjetztinneuen,glänzendenHosendurchdieWeltschleichensehen,istnichtsowohlihrGeist,alsvielmehrihrGespenst,einalbernes,blödsinnigesGespenst,dasunstäglichdurchWortundThatzubeweisensucht,wiewenigfurchtbarsey[...].“108DerErzählerbeschreibt,dasseinJesuitundeinadligerHerrdieAufwärterinineinerGaststubemitBerührungenbedrängten.BishierwirddasräumlicheFremdetotalzumUmfeldderEntdeckungdesgedemütigtenundunterdrücktenZustandsItaliens.MitBerücksichtigungdesEigenennimmtsichderAutorparallelausderräumlichenFremdenundbedauertsichselbstunddietraurigenEreignissemitsentimentalerStimmung.DasFremdeverliertabernichtseinenAnreiz,sondernändertsich108Ebenda,S.31.48 allmählichinseinemAuseinandersetzungsumfeld.AlsderReisendeinTiroleinwunderlichesTirovorderBotegasieht,wirderangeregt,sichüberdieitalienischeOperGedankenzumachen.HeinekommentiertdannimfolgendenKapiteldieitalienischeOperundkombiniertdieOpermitdemPatriotismusderItaliener:DemarmengeknechtetenItalienistjadasSprechenverboten,undesdarfnurdurchMusikdieGefühleseinesHerzenskundgeben.AllseinGrollgegenfremdeHerrschaft,seineBegeisterungfürdieFreiheit,seinWahnsinnüberdasGefühlderOhnmacht,seineWehmuthbeiderErinnerunganvergangeneHerrlichkeit,dabeiseinleisesHoffen,seinLauschen,seinLechzennachHülfe,allesdiesesverkapptsichinjeneMelodien,dievongroteskerLebenstrunkenheitzuelegischerWeichheitherabgleiten,undinjenePantomimen,dievonschmeichelndenCaressenzudrohendemIngrimmüberschnappen.DasistderesoterischeSinnderOperaBuffa.109Heinebehauptetweitsichtig,dassdieitalienischeOperihreFunktioneninderPolitikhat.Erschreibt,dassItalienwieeinMenschaufRuinendergoldenen,dynamischenundlebhaftenVergangenheitsitztundträumt,aberplötzlichvoneinemLiederwachtwird.„[S]ogiltdieseBegeisterungnichtdemLiedeselbst,sondernvielmehrdenaltenErinnerungenundGefühlen,diedasLiedgeweckthat,dieItalienimmerimHerzentrug,unddiejetztgewaltighervorbrausen.“110DerGrundderWeitsichtvonHeinesBehauptungliegtdarin,dassdieitalienischeOperindenspäterenJahrzehnten109Ebenda,S.49.110Ebenda,S.65.49 tatsächlichimmermehrzumSymboldesitalienischenPatriotismuswird.111IndemfremdenAuseinandersetzungsumfeldgibtesvieleElemente,überdiederAutorreflektierenkann.DieSichtdesAutorsrichtetsichaufdasvonandererNationeroberteundzerrisseneLand.DasfremdeLandbietetihnindiesemSinnevielStoffezurAuseinandersetzungundzurBereicherungdesEigenen.4.3.2.3BewertungdesFremdenundEinordnungdesEigenen„DasBewusstseinisteinSeiendes,demesinseinemSeinumdiesesselbstgeht,soferndiesesSeineinSeininsicheinbezieht,daseinanderesalsesselbstist.“112DasmenschlicheBewusstseinistandieErfahrungmitdemFremdengebunden,waseineReflexiondereigenenSituationzurFolgehat.DerEntwicklungsstandeinesSinnsystemlässtsichauchbeurteilenundmitanderenvergleichen.IndemReiseberichtReisevonMünchennachGenuaziehtderAutorhäufigVergleichezwischendenZuständeninItalien,inFrankreichoderinEnglandmitderSituationinseinerHeimatDeutschland,umdasFremdezubewertenunddieeigenePositionzubeleuchten.VomAnfangdesTextsentstehtbereitseininteraktiverKontrastdesfremdenLandesItalienzudemeigenenHeimatland:DeutschlandtrittbeispielsweisealsfrostigesDeutschlandinErscheinung,dasdemschönenItaliengegenübergestelltwird.AlsderReisendeaufeinemMarktplatzinTrientmiteinereinheimischenObstfraueinGesprächführt,hältdieObstfrauihnwegenseinesgebrochenenItalienischamAnfangfüreinenEngländer,derReisendegestehtihraber,dassernureinDeutscherist.HierironiertderAutor,dassdasWortderEngländergebrochenist.Darindeutet111Koppen,Erwin:ItalienImageinHeine.In:Zhang,Yushu(Hrsg.):DieHeineForschung,DasinternationaleHeineforschung-Symposium.Beijing:Beijing-UniversitätVerlag1988.S.204.(Übersetztvonmir).112Jean-PaulSartre:DasSeinunddasNichts.VersucheinerphänomenologischenOntologie.Hamburg:Rowohlt,1952,S.44.50 sichHeinesnegativeBeurteilungderEngländeran.DasVerhaltenderenglischenTouristenisttypischcharakterisiert:[S]iedurchziehendiesesLandinganzenSchwärmen,lagerninallenWirthhäusern,laufenüberallumher,umalleszusehen,[...]wennmanjenesblonde,rothbäckigeVolkmitseinenblankenKutschen,buntenLakayen,wieherendenRennpferden,grünverschleyertenKammerjungfernundsonstigkostbarenGeschirren,neugierigundgeputzt,überdenAlpenziehenundItaliendurchwandernsieht,glaubtmaneineeleganteVölkerwanderungzusehen.[...][D]erSohnAlbions,obgleicherweißeWäscheträgtundallesbaarbezahlt,istjedocheincivilisierterBarbar,inVergleichungmitdemItaliener,dervielmehreineinBarbareyübergehendeCivilisazionbekundet.113DieEngländertretenimmer„steif“und„pöbelhaft“auf.ImdreißigstenKapiteldrücktderAutorseineAuffassungvonenglischerPolitikaus:„EnglandmitseinenAristokratengehejetztimmerhinzuGrunde,freieGeisterhabenjetztimNothfalleinennochbessernZufluchtsort,würdeauchganzEuropaeineinzigerKerker,sogäbeesjetztnochimmereinanderesLochzumEntschlüpfen,dasistAmerika,undGottlob!dasLochistnochgrößeralsderKerkerselbst.“114HeinesiehtdenrestaurativenZustandinDeutschlandsehrpessimistisch,dieVerhältnisseItaliensmitleidig,bewertetdenpolitischenZustandvonEnglandaberniedrig.ObwohlEnglanddurchdieNapoleonkriegebeeinflusstwurdeundausihnen113Heine,Heinrich:ReisebilderⅢ/Ⅳ,Band7/Ⅰ.Hamburg:HoffmannundCampe1986.S.64-65.114Ebenda.S.73.51 alsdasstärksteImperiumderWeltherausging,übtHeinedennochvielKritikandemStaat.Hieristerwähnenswert,dassinHeinesanderemReisebild,nämlichdenEnglischenFragmenten,aufvieleProblemederenglischenGesellschafthingewiesenwird.IndenEnglischenFragmenten„zeichnetHeinedenenglischenKaufmannalsJohnBullmitskrupelloserRaffgier,derTagundNachtarbeite[...]unddabeijeden,derihmimWegesteht,etwasunsanftaufdieSeitestößt.“115HeineschreibtganzamAnfangdesReisebildesEnglischeFragmente:„SchickeinenPhilosophennachLondon,beileibekeinenPoeten!“116DieUnmenschlichkeit,VerfremdungundMaschinenhaftigkeitdesLebensindenenglischenZuständenkritisiertHeineheftig.DeshalbkanndasEntwicklungsmodellderenglischenGesellschaftinHeinesPerspektivebeidergesellschaftlichenundpolitischenWendungnichtzumBeispielgenommenwerden.IndemWerkReisevonMünchennachGenuakannmansichleichtklarmachen,dassHeinedasfranzösischeEntwicklungsmodellhochschätzt.Imachtundzwanzigsten,neunundzwanzigstenunddreißigstenKapiteläußertHeine,dassdieGesellschaftsordnunginFrankreichanerkanntwerdensolle.LeidenschaftlichschreibtHeine:LaßtunsdieFranzosenpreisen!siesorgenfürdiezweigrößtenBedürfnissedermenschlichenGesellschaft,fürgutesEssenundbürgerlicherGleichheit,[...]–dannwollenwirdenFranzosendenerstenToastdarbringen.EswirdfreilichnocheinigeZeitdauern,bisdiesesFestgefeiertwerdenkann,bisdieEmanzipationdurchgesetztwird;abersiewirdnochendlichkommen,dieseZeit,wirdannvereinigt,undkämpfenvereinigt115Grab,Walter:HeinrichHeinealspolitischerDichter.FrankfurtamMain:BürgergildeGutenberg1992.S.48.116Heine,Heinrich:EnglischeFragemente.InDers:Reisebilder.Berlin/Weimar:Aufbau1983.S.402.52 gegenandereWeltübel,vielleichtamEndegargegendenTod-dessenernstesGleichheitssystemunswenigstensnichtsosehrbeleidigt,wiedielachendeUngleichheitslehredesAristokratismus.117InHeinesPerspektivewirddasLebenderBürgerinFrankreichnichtstrengkontrolliertunddieBürgerinFrankreichsindglücklicheralsandereVölker.IndiesemReiseberichtwerdenz.B.dieSchlösserinBerlinnuralsdie„plumpdeutsche[n]NachäffungenderglattfranzösischenUnnatur“118betrachtet.Derimneunundzwanzigsten,dreißigstenundeinunddreißigstenKapiteldurchziehendeBegriff„Emanzipation“leitetsichauchvondenIdealenderfranzösischenAufklärungundRevolutionher.DasfranzösischeEntwicklungsmodellistohneZweifelambesten.DurchdieGegeneinanderstellungdereigenenKulturmitderanderenbejahtHeinedieBewertung:DasfranzösischeEntwicklungsmodellistvielfortschrittlicher,offenerundmenschlicheralsdasandere.ItaliengerätpolitischnochimZerreißenundDeutschlandbefindetsichinderRestauration.ZudemgehörtdieZukunftParismitseinerModernitätundseinemKulturleben,daherbietetdasLandFrankreichinHeinesPerspektiveeineEntwicklungsrichtungfürItalienundDeutschland.IndiesemReiseberichtgehtesbeidenBeziehungendesEigenenunddesFremdennichtumAbgrenzung,sonderndasFremdegibtfürdasEigeneeineChance,diePositionzufinden.DasvielzersplitterteDeutschland,auchkonfessionellzerspalten,deprimiertdenDichtersehr.EinIntellektuellerwieHeine,derseineigenesSchicksalimmermitderPolitikundGesellschaftverbindet,kanndieUngleichheitderGesellschaft,Erstarrung117Heine,Heinrich:ReisebilderⅢ/Ⅳ,Band7/Ⅰ.Hamburg:HoffmannundCampe1986.S.70.118Ebenda,S.18.53 derPolitiknichtertragen.IndiesemReiseberichtbeginntdieReiseerstimviertenKapitel.IndemdrittenKapitelamAnfanggibteseinGesprächdesReisendenmiteinemBerlinerPhilister.IndiesemGesprächgehtesdarum,welcheStadt,BerlinoderMünchen,manalsdasneueAthenbezeichnenkann.DerAutorbeschreibtdabeidieHauptstadtDeutschlands,Berlin,alslebloseStadt:BerlinistgarkeineStadt,sondernBerlingiebtbloßdenOrtdazuher,wosicheineMengeMenschen,undzwardaruntervieleMenschenvonGeist,versammeln.[...].DerdurchreisendeFremdesiehtnurdielanggestreckten,uniformenHäuser,dielangenbreitenStraßen,dienachderSchnurundmeistensnachdemEigenwilleneinesEinzelnengebautsind,undkeineKundegebenvonderDenkweisederMenge.119Heineschreibt,dassnurderDichterbeiklaremVerstandist:EssindwahrlichmehrereFlaschenPoesiedazunötig,wennmaninBerlinetwasanderessehenwillalstoteHäuserundBerliner.Hieristesschwer,Geisterzusehen.DieStadtenthältsowenigAlterthümlichkeit,undistsoneu;unddochistdiesesNeueschonsoalt,sowelkundabgestorben.Dennsieistgrößenteils,wiegesagt,nichtausderGesinnungderMasse,sondernEinzelnerentstanden.120119Heine,Heinrich:ReisebilderⅢ/Ⅳ,Band7/Ⅰ.Hamburg:HoffmannundCampe1986.S.17.120Ebenda.54 AndieserBehauptungkannmanentnehmen:HeinesiehtdieProblemederGesellschaft.DierealedeutscheGegenwartistfürihneinGefängnis.DurchdieDichtungartikulierterdieForderungandieGesellschaft:StrengeZensurgesetzeundeinausgedehntesNetzvonSpitzelnundDenunziantensorgteganzbesondersindenJahrenzwischen1820und1830fürdasKlimaeinesÜberwachungsstaates.IndieserAtmosphärederLähmungunddesStillstandswirktendieReisebilder,diegenauaufdiesemzeitlichenHöhepunktderRepressionaufdemMarktkamen,wieeinFanal.121DieForderungnachderVeränderunggesellschaftlicherStrukturenkannnichterfülltwerden.HeinewillsichdeshalbdurchReisenausderdeprimiertenStimmungbefreien.AberdieReiseinItalienführtwiedieanderenReisenzukeinerprogressivenBefreiung:DiealtendeutschenSchmerzenreisenmitundsindvondaherimmerpräsent.Esverwundertnicht,warumderAutorindemReiseberichtReisevonMünchennachGenuadieFremderfahrungstetszurReflexionenübersichundüberdasVaterlanderhebt.BeiHeinesErfahrungvomFremdenhandeltessichauchumdenEintrittineinenBereich,indemdasSelbstverständnisunddieBedingungendereigenenExistenz,Identität,kulturelle,historischeundsozialeBedingungenderIdentität,zurDispositionstehen.DieIdentitäteinesMenschensetztsichzusammenauspersonalerIdentitätbzw.SelbstidentitätundkollektiverIdentität,diesichu.a.alsnationaleoderethnische121Kortländer,Bernd:HeinrichHeine.Stuttgart:PhilippReclamjun.2003.S.146.55 Identitätausprägenkann.MitSelbstidentitätbzw.personalerIdentitätistdasBewusstseineinesMenschenvonseinereigenenKontinuitätüberdieZeithinwegunddieVorstellungeinergewissenKohärenzseinerPersongemeint.122MitkollektiveroderGruppenidentitätwerdenIdentifizierungenvonMenschenuntereinanderbezeichnet,alsoeineVorstellungvonGleichheitoderGleichartigkeitmitanderen.123DasBewusstseinvonGleichheitinnerhalbeinerGruppeschließtdieVorstellungein,sichvonNichtangehörigendieserGruppezuunterscheiden.WeilwirdurchdasFremdeunsselbsterkennen,entsprechendieSelbst-,dieKollektiv-unddieFremdkonzeptedahermitunterschiedlichenGelingenvonÜberlebenundIdentitätsbalance124.HeinestammtauseinerjudischenFamilie,aberlässtsichspätertaufen.WiebeizahlreichenakkulturiertenjüdischenIntellektuellenundSchriftstellernseinerGenerationwarseineeigeneEinstellungzurjüdischenTraditionundSelbstidentitätgespalten.125DerKonflikt,indenerdurchdieTaufegeriet,betrifftsowohleine„jüdische“wieeine„deutsche“Identität.IneinemBriefandenJugendfreundChristianSethe,derfürihngewissermaßenderPrototypdes„gutenDeutschen“war,schreibter:Alleswasdeutschist,istmirzuwider;undDubistleidereinDeutscher.AllesDeutschewirktaufmichwieeinBrechpulver.DiedeutscheSprachezerreißtmeineOhren.DieeignenGeschichtenekelnmichzuweilenan,wennichsehe,dasssieaufdeutschgeschriebensind.sogardasSchreibendiesesBilletswirdmirsauer,weildiedeutschenSchriftzügeschmerzhaftauf122Vgl.Erikson,E.:JugendundKrise.FrankfurtamMain:Klett-Cotta1981.S.15.123Vgl.Erikson,E.:JugendundKrise.FrankfurtamMain:Klett-Cotta1981.S.41.124F.Balogh,AndrasundVogel,Harald(Hrsg.):ExilundFremdheitserfahrunginderdeutschenLiteratur.München:KlausenburgerUniversitätsverlag2007.S.17.125Vlg.Francois,Etienne.Schulze,Hagen(Hrsg.):DeutscheErinnerungsorte.Müchen:C.H.Beck,2002.S.491.56 meineNervenwirken.126ErbekanntesicheinmalzuseinenJudentum.Wiez.B.nachdemScheiternderRevolutionvon1848bezeichneteersichselbstöffentlichals„armentodkrankenJuden“127.Einmalerklärter,dasssichdieFragederJudenemanzipationnurimRahmenderallgemeinenMeschheitsemanzipationlösenließe.128BeiderDichtunglerntHeinevondenBegründernderRomantik,kritisierteraberauchdieromantischeSchule.HeinegreiftdurchausauchaufVorbilderausderTraditionderReiseliteraturzurück,wieSternesSentimentalJourneythroughFranceandItaly,währenderdenImpetusderReiseberichtebenutzt,ihreDarstellungsformaberironisiert.129HeinesIdentitätistmobil.ErhatkeinenfestenPlatzanirgendeinerSeite.Darausergbtsich,dassesbeiHeinekeineGrenzenzwischendemEigenenunddemFremdengibt.DieStärkendesFremdenkannerinsichaufsaugenunddieSchwächekönnenkritisiertwerden.HeinerichtetseinAugenmerkaufdieEntwicklungundVerbesserungeinesMenschenodereinesStaates.DasFremdedientfürihnalsErgänzungundimFremdenkannerChancezuVeränderungfinden.WennsichHeinemiteinerfremdenKulturkonfrontiert,istdieWahrnehmungdesFremdenlimitiertdurchFaktoren,diederIdentitätdesWahrnehmendenunterliegen.DasFremdkonzeptreflektiertauchdasSelbstkonzept.IndemReiseberichtReisevonMünchennachGenuakönnenwirausdenDarstellungendesFremdenersehen,dasssichderReisendeimmervondemFremdendistanziertunddaherbessersehenkann.MitkühlemKopfüberlegter,sodassdieReiseunterschiedlichsteDingeaushäufigweitauseinanderliegendenFeldernzusammenführt,dieihrengemeinsamenBezugspunktinderPerspektivedesreisenden126Francois,Etienne.Schulze,Hagen(Hrsg.):DeutscheErinnerungsorte.Müchen:C.H.Beck,2002.S.491.127Ebenda.128Vlg.Francois,Etienne.Schulze,Hagen(Hrsg.):DeutscheErinnerungsorte.Müchen:C.H.Beck,2002.S.491.129Kortländer,Bernd:HeinrichHeine.Stuttgart:PhilippReclamjun.2003.S.146.57 Ich-Erzählershaben.HeineschreibtanseinenBerichten:„DieReisebildersindvorderHandderPlatz,woichdemPublikumallesvorbringe,wasichwill“130DieseIntentionen,sichpolitischzuinformieren,Vergleicheanzustellen,dengesellschaftlichenHorizontzuerweitern,spiegelnsichaberaufindirekterWeiseindenReiseberichtenwider.GeradedasFragmentarische,dieOffenheitderFormwieauchdieMöglichkeit,überdieDarstellungdesFremdeninindirekterWeiseaufdiedeutschenVerhältnissezusprechenzukommen,machtedieReiseliteraturvorallemfüroppositionelleundunterdemDruckderZensurleidendeAutorenzueineridealenPlattform.HeineisteinengagierterGesellschaftskritiker.ImSchreibenreflektierterseineIdentitätsperspektivierung:ErbeschreibtdiefremdeKultrmitMetapherndesVerfalls.DieBildbereichevonKrankheitundSchwäche,TodundVerwesungwerdenbevorzugtverwendet.ErentwirftauchvieleBilderdesLebensderunterenundmittlerenSchichten,insbesonderedazu,dieästhetischenValeursdergeschildertenMenschenundLebensformenvorAugendesLesendenzustellenundaucheinVeränderungsbewusstseinderLesendenzubewirken.EsgibtnocheinenGrundfürdieDarstellungsweiseindenReisebildern:IneinerZeit,inderdieMenschennachSelbstentwicklungstrebenundsichdieIntellektuellenGedankenüberdiegesellschaftlicheStrukturmachen,stehtHeineaufeinerhumanistischenPosition:ErsorgtsichumdasWohlallerVölker.WieHeineimneunundzwanzigstenKapitelderReisevonMünchennachGenuaformuliert,umdie„Emanzipazion“zuerwirken,undzwar„dieEmanzipazionderganzenWelt,absonderlichEuropas,dasmündiggewordenist,undsichjetztlosreißtvondemeisernenGängelbandederBevorrechteten,derAristokratie.“131130Ebenda.131Kortländer,Bernd:HeinrichHeinea.a.O.,S.145.58 59 5.SchlussIndervorliegendenArbeitwurdendieDarstellungsweisenderFremdkultur,dieDarstellungsintentionendesAutors,dieFunktiondesFremdensowieseineBeziehungenzuderIdentitätdesAutorsinHeinesReiseberichtReisevonMünchennachGenuauntersuchtundanalysiert.ImtheoretischenTeilhabeichzuerstdenBegriff„dasFremde“definiert.DasFremdeistnichtnur,wasvonfremderArtundalsunbekanntoderunvertrautgilt,sondernhängtauchvonderSituationdefinitionundderjeweiligensymbolischenOrdnungab.DannhabeichdieEntstehungundEntwicklungdesFremdenalsdasObjektinterkulturellerWahrnehmungimReiseberichtkurzerklärt,umdieWahrnehmungundDarstellungdesFremdenmitderGattungReiseberichtinVerbindungzusetzen.WiedieDingewahrgenommenwerden,istaufDauerauchFolgeeinesepistemologischenWandelsinderForschungsgeschichtederGattungReisebericht.DieEinsichtenindieHermeneutikdesFremden,derenAnsatzpunkteichskizzierthabe,wiez.B.dieGestaltungsintentionen,die„Teilnahme“derLeser,LiteraturalseinMediumvirtuellerSubjektkonstruktionfürSchreibende,Lesende,WahrnehmendeundReflektierendesowiedieVerbindungderIdentitätdesAutorsmitdemFremden,werdenalsdiegrundlegendentheoretischenPerspektivenfürdieAnalysedesTextesherangezogen.VondiesentheoretischenVorüberlegungenausgehend,binichdannzuderTextanalyseübergegangen.ZuersthabeichdieGestaltungsintentionendesFremdeninHeinesReiseberichtReisevonMünchennachGenuaanalysiert.DieInteressenundIntentionendesReiseberichtsautorssteckendieGrenzenderWahrnehmungundspäterenDarstellungdesFremdenab.HeinewähltItalienzumReisezielundschreibtdiesenReisebericht,umdasMaterialfüreinMagazin,dessenLeserdasaufsteigendeBürgertumist,zusammeln.Diesbestimmt,dassHeineseinepolitischenAuffassungenäußernunddasBewusstseinderVeränderungdesPublikumsbewirkenwill.DannhabeichauchdiesubjektzentrierteundrezipientenorientierteStrukturdesReiseberichtuntersucht,um60 michanschließendmitdenDarstellungstechnikenundKonstruktionsweisendesFremdenimTextzubefassen.SowohlAussehenundVerhaltensweisealsauchdieDenkweisederItalienerwerdeninHeinesReiseberichtalskrankhaftundohneWürdetypisiert.MitdieserTypisierungund„emotionalBezogenheit“führtderAutoraufeineindirekteWeisedieLesendenvordieTatsachederzerrissenen,inOhnmachtgeratendengegenwärtigenpolitischenVerhältnisseItaliens.BeidenkarikaturartigenDarstellungendesAlltagslebensItalienshabeichdenSinnderjeweiligenSzeneanalysiert.DieBeschreibungenführenoftzueinerVerfremdung,diedieLesendendazuanregensoll,diekorrespondierendenBeziehungenzwischendemEigenenunddemFremdenmitDistanzzubetrachtenundsichdanneingehendüberdasEigenereflektierenzukönnen.DieBeschäftigungmitdenMetaperndientdazu,herauszustellen,derensymbolischeBedeutungenherauszuarbeiten.DieDarstellungweisederBerge,derSonneundderBlumenentsprechenoftdemGemütdesReisenden.Wirerfahrendabei,dassdieNaturindiesemReiseberichtinderkonstruiertenFremdweltofteinensymbolischenSinnhat.AuchdenträumerischenSzenenindemReiseberichtwirddieFunktionverliehen,dieInnerlichkeitdesAutorsdenLesendenoffenzulegen.HeinesErfahrungvomFremdenberührtaberaucheinenweiterenBereich,nämlichdasIdentitätsproblemdesAutors.AlsMediumdeskulturellenVergleichskannderReiseberichtIdentitätstiften:füreinePersongenausowiefüreineeinzelneNation.HeinesIdentitätistmobil.ErlegtmehrWertaufdieEntwicklungundVerbesserungeinesMenschenodereinergesellschaftlicheStruktur.MannkannsichindasFremdeintegrieren,derenStärkeinsicheinnehmenundgleichzeitigaberauchaufdieSchwächenverweisen.MitdendistanziertenDarstellungsweisenbeiderKonstruktiondesFremdenzieltHeinevielleichtwohldaraufab,dasBewusstseinzurBefreiungderLeserzuwecken.BeiHeinedienenReisenundderBerichtdarüberhinaus61 offensichtlichnichtmehr(nur)dazu,WissenundBildunganzusammelnunddarzustellen.DiereisendenSubjekteunddamitauchdieLeserlernennichtmehrnurdiebeshriebenenObjektekennen,sondernauchsichselbst.DieSelbstbetrachtungundSelbstkonstruktionwerdenzumprominentenZweckdesReiseberichts,undHeinesReflexionenüberdasFremdesowieüberdasEigenehabensomitsowohlseineBewertungdesFremdenalsauchdieEinordnungdesEigenenzumAusdruckgebracht.62 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